Rückblick: Lesemonat März

Rückblick Lesemonat März

So viele Seiten, so viel Zauber und so viele Entdeckungen brachte uns der Lesemonat März mit seiner Genrevielfalt! Im Großen und Ganzen lässt er uns ganz zufrieden zurück, wobei ein paar Romanen definitiv noch etwas Luft nach oben haben. Das Highlight? Hanya Yanagiharas Erstlingswerk Das Volk der Bäume, welches im Original vor Ein wenig Leben erschien, im Deutschen aber erst im Januar diesen Jahres.

Hanya Yanagihara – Das Volk der Bäume

Norton Perina, ein amerikanischer Mediziner in seinen Zwanzigern, erhält die Möglichkeit mit dem Anthropologen Paul Tallent nach Ivu’ivu, einer kleinen mikronesischen Insel, zu reisen, um dort einen bisher unbekannten Stamm zu erforschen. Doch was sie im Dschungel finden, ist nicht nur eine von der Außenwelt abgeschnittene Kultur, sondern auch Menschen, die scheinbar deutlich über 100 Jahre alt sind, obwohl sie keinen Tag älter aussehen als Vierzig.
Yanagiharas Debüt ist ein Abenteuerroman, ein Forschungsbericht und ein sich langsam entfaltendes Szenario des Grauens. Fasziniert taucht man als Leser ein in diese exotische Welt, immer mit der Frage der Schuld Perinas im Hinterkopf, die schon am Anfang des Romans präsentiert wird. So bleibt das Buch bis zum Ende nicht nur wahnsinnig gut geschrieben, sondern auch extrem spannend, da man sich bis zu den letzten Seiten nie sicher sein kann, ob Perina zu Recht des sexuellen Missbrauchs angeklagt wurde. Eine detaillierte Besprechung folgt, sobald ich meine Gedanken zu diesem exzellent konstruierten Roman ordnen konnte.

Ein kleiner Tipp für alle Interessierten: Lest so wenige Rezensionen wie möglich dazu, schaut euch nicht die letzten Seiten des Buches an und fangt bloß nicht an, diese Thematik zu googeln oder euch Wikipedia-Einträge durchzulesen – sonst erfahrt ihr viel zu viel vom Inhalt und verderbt euch vor allem auch die Auflösung!

T. C. Boyle – Das Licht

Aus der Sicht eines Paares wird von T. C. Boyle das frühe Wirken des Hippie-Gurus Timothy Learie geschildert. Nachdem Fitz und Joanie Teil der wöchentlichen LSD-Sessions in Learis Haus geworden sind, folgen sie im später auch nach Mexiko und in die Kommune Millbrook unter dem Vorwand, auf der Suche nach einer neuen Art des Zusammenlebens zu sein. Boyle bezieht sich vor allem auf die Auswirkungen des Drogenkonsums, wodurch die Darstellungen der Trips eher im Hintergrund bleiben. Dennoch hätten die Schilderungen deutlich drastischer und experimenteller sein dürfen. Dasselbe gilt für die Form des Erzählens, die angesichts des Themas ebenso bieder daherkommt. Vielmehr überzeugen kann dafür die Beschreibung der langsam voranschreitenden Zerstörung der Ehe von Fitz und Joanie und das Scheitern der ursprünglichen Vision, die immer mehr zu reinem Drogenmissbrauch verkommt. Zur längeren Rezension gelangt ihr hier.

Max Porter – Lanny

Lanny ist ein seltsamer Junge mit einem bemerkenswerten Wortschatz und einer unerschöpflichen Phantasie – oder existiert dieser Altvater Schuppenwurz, den er gesehen haben will, etwa wirklich? Als Lanny plötzlich verschwindet, steht das ganze englische Dorf Kopf – Schuldzuweisungen und Tratsch überschlagen sich und das Dorf, dieser kleine eigene Organismus, funktioniert plötzlich nach ganz anderen Regeln als zuvor.
Max Porter konnte mich schon mit seinem Erstling Trauer ist das Ding mit Federn völlig begeistern und hat auch dieses Mal wieder ein magisches, wundervolles, einzigartiges Werk geschaffen. Mit unkonventionellem Erzählstil, seinen außergewöhnlichen Protagonisten und spielerischer Sprache entwickelt das kurze Buch ein unglaubliches Tempo und einen unvermeidbaren Sog. Näher besprochen haben wir Lanny hier.

Monatsrueckblick Maerz Buecher

Brandon Sanderson – Oathbringer

Oathbringer ist der dritte Teil der Sturmlicht-Chroniken. Nach den Ereignissen im letzten Band ist der Einstieg eher geruhsam und auch im weiteren Verlauf geht die Geschichte eher langsam voran. Dafür werden viele Begebenheiten in der Welt von Roshar näher beleuchtet. Was aber wohl am spannendsten ist, sind die Kapitel, die sich mit Dalinars Vergangenheit beschäftigen. Neben Dalinar gehören die anderen Abschnitte weiterhin auch Kaladin und Shallan. Auf den letzten knapp zweihundert Seiten erhöht sich der Action-Anteil wieder deutlich und es kommt zu einigen Enthüllungen, welche die bisherigen Annahmen ziemlich auf den Kopf stellen. Trotz dieser Spannung konnte der dritte Teil nicht in dem Maße begeistern wie die beiden vorigen Bände. In der deutschen Übersetzung wurde das Buche wieder zweigeteilt. Der erste Part von Oathbringer ist im letzten Herb Herbst unter dem Titel Der Ruf der Klingen veröffentlicht worden. Der zweite Teil Die Splitter der Macht erscheint am 22. April.

Dolly Alderton – Alles, was ich weiß über die Liebe

Dolly Alderton, eine dreißigjährige britische Journalistin, Podcasterin, Drehbuchautorin und Regisseurin berichtet in bester Lena Dunham: Not that kind of girl– und Girls-Manier aus ihrem Leben, ihren täglichen Kämpfen mit dem Erwachsenwerden, von Freundschaften und der Liebe. Pointiert und dennoch einfühlsam erzählt sie von schrecklichen Dates, heilsamen Therapiestunden und wundervollen Freundinnen, vom Tod und vom Leben, von witzigen Anekdoten und tief emotionalen Phasen. Ein Buch, das mir das Gefühl von Zuhause vermittelt hat, in dem ich mich selbst widergespiegelt sah und das vor allem für junge Frauen ein Mut machender Begleiter und Freund sein kann. Eine Rezension der Autobiografie findet ihr hier.

Mary Beard – SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms

Die Cambridge-Professorin führt den Leser in SPQR durch die ersten tausend Jahre der römischen Geschichte. Beginnend bei den Gründungsmythen und der Königszeit im 8. Jahrhundert v. Chr. endet sie im Jahr 212 n. Chr. und dem Erlass, allen Einwohnern des Reiches das römische Bürgerrecht zu verleihen. Beard baut ihre Darstellungen chronologisch auf, bezieht sich auf zeitgenössische Quellen und archäologische Funde. Einige Kapitel befassen sich auch mit der Sozialgeschichte. Grundsätzlich liegt der Fokus aber den Entwicklungen in der Stadt Rom, den politischen Vorgängen in den Provinzen ist dagegen nur ein Kapitel gewidmet. Auf knapp 600 Seiten ist es natürlich nicht möglich, alle Details und Entwicklungen darzustellen, dennoch bietet das Buch für Einsteiger in die römische Geschichte eine gute Übersicht und weitere Lektüreempfehlungen. Die ausführliche Besprechung findet ihr hier.

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