Monatsrückblick: gelesen im Februar

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Im Februar haben uns einige großartige Bücher begleitet, die wir euch im Folgenden nahe legen wollen.

Félix Francisco Casanova – Heute ist mein letzter Tag lebendig (hoffentlich)

Die Geschichte begleitet Bernardo, der schon mehrfach versucht hat, sich umzubringen, aber scheinbar unsterblich ist. Dabei möchte er doch so gerne endlich diese schreckliche Welt verlassen! Immer mehr verliert er den Bezug zur Realität; Traum, Rausch und Wirklichkeit vermischen sich und wirken, zugegebenermaßen, manchmal recht verwirrend – und oftmals verstörend. Die absolut grandiose Sprache Casanovas hat mich an den nur 150 Seiten kurzen Roman gefesselt, auch wenn ich gestehen muss, letzten Endes vermutlich nicht alles einhundertprozentig verstanden habe, da es unheimlich viel Interpretationsspielraum lässt (ist in diesem Buch überhaupt alles zu verstehen? Ich glaube nicht). Ein faszinierendes Buch über Macht, Wahnsinn und das Böse in uns.

Anna Burns – Milkman/Milchmann

Anna Burns‘ preisgekrönter Roman spielt in einem namenlosen Ort zur Zeit der Troubles, wo der 18-jährigen Erzählerin von einem älteren Mann nachgestellt wird, der Teil einer paramilitärischen Gruppe ist. Milchmann ist aufgrund seines eigenen Stils und der Thematik, die den Nordirland-Konflikt mit Emanzipation verbindet, durchaus anspruchsvoll. Hinzu kommt nicht nur der namenlose Handlungsort, sondern der grundsätzliche Verzicht auf Namen der Figuren, was eine Verbindung und Identifikation schwierig macht. Wer sich durch den ungewohnten Anfang kämpft, wird mit einem intelligenten und gleichzeitig literarisch äußert gelungenen Roman belohnt.

Cormac McCarthy – Kein Land für alte Männer

Mitten in der texanischen Wüste stößt der Jäger Llewelyn auf mehrere Leichen – die Folgen eines gescheiterten Drogendeals. Außerdem nimmt er knapp zwei Millionen Dollar an sich, was bald zu seiner Verfolgung führt. Kein Land für alte Männer ist ein exzellenter szenischer Neo-Western, der in einem ebenso knappen wie eindrucksvollen Stil geschrieben ist. Typisch für McCarthy kommt es zu einigen brutalen Gewaltausbrüchen. Insgesamt ist der Roman zugänglicher als seine anderen Bücher und setzt sich auf melancholische Weise mit philosophischen Fragen auseinander. Zur Rezension gelangt ihr hier.

Michael Ende – Die Unendliche Geschichte

Bastian Balthasar Bux findet in einem Antiquariat ein Buch, das ihn einfach magisch anzieht: „Die Unendliche Geschichte“. Er steckt es heimlich ein und verbarrikadiert sich damit auf dem Dachboden seines Schulgebäudes. Während er den Jungen Atréju auf seinen Abenteuern durch Phantásien begleitet, beginnen Realität und Buch sich zu vermischen – bis Bastian letztendlich zu einem Teil der unendlichen Geschichte wird. Die wunderbar phantasievolle Geschichte macht an sich schon viel Spaß zu lesen, doch gerade die Illustrationen von Sebastian Meschenmoser sowie die ausgefallene Typografie machen diese Jubiläums-Ausgabe des Klassikers der phantastischen Literatur zu etwas ganz Besonderem. Hier erhaltet ihr einen näheren Einblick.

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Jomny Sun – everyone’s a aliebn when ur a aliebn too

Jomny, das Alien, wird in diesem Comic/dieser Graphic Novel zur Erde geschickt, um die „humabns“ zu erforschen. Schlichte aber unglaublich niedliche Zeichnungen begleiten ihn dabei, wie er verschiedene Erdenbewohner kennenlernt: Bäume, Otter, Bienen, Eier, Frösche, Bären, Igel, einen Yeti, das Nichts. Mit wunderbar falscher Grammatik (ähnlich wie in George Saunders‘ Fuchs 8), viel Humor und Einfühlungsvermögen lässt Sun seine Figuren über das Alltägliche philosophieren und zeigt, was es ausmacht, ein Mensch zu sein, auch wenn es niemand von ihnen ist. Ein Buch, das extrem ans Herz geht.

Julia Armfield – Salt Slow

Neun Kurzgeschichten versammelt die literarische Newcomerin Armfield in ihrem Debüt Salt Slow, von dem leider noch keine deutsche Übersetzung angekündigt wurde. Die Stories sind fast alle magisch-realistisch bis surrealistisch, zwischen dunklem Humor, Gothic Fiction und Horror. Ihr Einfallsreichtum was die Themen bzw. Szenarien betrifft, ist wirklich bemerkenswert: Armfield schreibt über eine schlaflose Stadt, eine postapokalyptisch überflutete Welt, einen Wolf als Stiefschwester, Fans einer Girlgroup, die außer Kontrolle geraten und eine von den Toten auferstandene Freundin. Lediglich eine einzige Geschichte hat mich nicht ganz so beeindruckt wie der Rest, ansonsten war ich begeistert wie schon lange nicht von Kurzgeschichten. Mehr könnt ihr hier erfahren.

J.K. Rowling – Was wichtig ist

Im Jahr 2008 hielt J.K. Rowling die Abschlussrede an der Harvard University. Dieses dünne Büchlein verschriftlicht diese und untermalt sie mit stimmungsvollen, schlicht-modernen Illustrationen. Rowling spricht über ihren persönlichen, nicht immer einfachen Lebensweg, über das Scheitern, über Mut und Fantasie. Sie inspiriert ihre Zuhörer, die Absolventen von Harvard, genauso wie ihre Leser dazu, niemals aufzugeben. Besonders schön fand ich, dass sie an die jungen Leute appelliert, ihre Privilegien zu nutzen um die Welt zu einem besseren Ort für uns alle zu machen.

Wir brauchen keine Magie, um unsere Welt zu verwandeln; wir tragen alle Kraft, die wir brauchen, bereits in uns: Wir haben die Kraft, uns Besseres vorzustellen.

2 comments

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    • letusreadsomebooks

      Hey,
      also falls du bald noch mal vorhast, sie zu lesen – in dieser Ausgabe macht das glaube ich noch mal doppelt Spaß! ;)
      Die Ozeanopädie klingt echt klasse, erinnert mich ein bisschen an Atlas Obscura und ähnliche Bücher. Das werde ich mir auf jeden Fall mal merken! :)
      Lieben Gruß,
      Nadine

      Gefällt 1 Person

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