Haruki Murakami -1Q84 Buch 3

 

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Zwei Monde für Aomame

Tengos Vater liegt im Koma. Deshalb beschließt er, Fukaeri alleine in seiner Wohnung zurückzulassen und einige Wochen am Bett seines Vaters zu wachen und diesem vorzulesen. In der Zwischenzeit sucht Aomame weiter nach Tengo – sie spürt, dass sie ihn mehr braucht, als jemals zuvor. Doch auch eine andere Person sucht nach Tengo – und nach ihr selbst: Ushikawa, der mysteriöse Stiftungsherr aus Buch 1 und 2, tritt erstmals in den Vordergrund. Was sind seine Pläne? Werden sich Tengo und Aomame noch finden? Und wie geht es mit den zwei Monden und den Puppen aus Luft weiter?

Für mich persönlich war die Einführung von Ushikawas Perspektive als Ergänzung zu Tengo und Aomame sehr hilfreich. Da es bei mir schon einige Monate her ist, dass ich Buch 1 und 2 gelesen habe, haben mir Ushikawas Nachforschungen als gute Gedächtnisstützen gedient. Außerdem ist der Mann ein typisch skurriler Murakami-Charakter, den man gerne durch den Tag begleitet. Seine Kapitel kamen mir immer ein bisschen vor wie groteskere, verzerrte Versionen von Paul Austers New York Trilogie.

Die Geschwindigkeit ist wie auch schon in den vorigen beiden Bänden eher gedrosselt. Statt Schlag auf Schlag erfährt man alle paar Seiten eine neue Kleinigkeit, und nach und nach setzen sich die Puzzleteile im Gehirn zusammen. Das führt zu einem völlig anderen Leseerlebnis im Zusammenhang mit Murakami. Wie gewohnt wird natürlich auch längst nicht alles aufgedeckt. Das ist Geschmackssache. Mir persönlich war es in 1Q84 allerdings doch zu viel, was am Ende unklar blieb. Wie ist das jetzt, mit den Stimmen die verebben? Und den Little People, welche in Band 3 wirklich wenig zu sehen waren? Hintergründe und Motive werden mir hier nicht gründlich genug beleuchtet. Die Schlussszenen an sich fand ich wiederum sehr gelungen. Die essentielle Frage, die hier nicht beantwortet wird, muss auch nicht beantwortet werden. Dies würde ich sagen ist ein tolles Murakami-Ende. Was mir jedoch nicht so gut gefallen hat, ist wie der Leser dorthin gelangt. Die Lösung all der Probleme scheint mir ein wenig banal zu sein. Ob Murakami aus Faulheit, Platzmangel, Schludrigkeit oder mangelnden Ideen so verfahren ist, sei dahingestellt. Ich hätte mir eine andere Lösung des Konflikts gewünscht.

Schwächelnder dritter Teil

Auch wenn Murakami in 1Q84 Buch 3 seine grandiosen Ideen aus Buch 1 und 2 weiterentwickelt und eine neue, spannende Perspektive einführt, fällt es leider ganz schön ab. Für mich bleiben zu viele Fragen offen und die Lösung des Konflikts wird mir zu einfach und schludrig herbeigeführt. Hatten Buch 1 und 2 mich noch begeistert und mit Lust auf mehr zurückgelassen, so war Buch 3 doch leider eher enttäuschend. Gerade für das Finale eines solchen Werks hätte ich mir ein bisschen mehr Feuerwerk gewünscht.

 

3,5sterne

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