© Rowohlt Verlag
Vom Kampf gegen das Establishment
Zoyd, ein Althippie, lebt mit seiner Tochter Prairie in der Stadt Vineland. Einmal im Jahr springt er in Frauenkleidern und von Fernsehkameras gefilmt durch die Scheibe eines Restaurants, als Beweis für seine Unzurechnungsfähigkeit, welche ihm die Sozialhilfe sichert. Das beschauliche Leben findet ein jähes Ende, als der Staatsanwalt Brock Vond sein Haus besetzt und den Drogenmissbrauch bekämpft. Zoyd taucht unter, während seine Tochter vermutet, dass die Ereignisse mit ihrer verschwundenen Mutter, Frenesi Gates, zusammenhängen. Mithilfe von DL, einer Ninjakämpferin und Jugendfreundin ihrer Mutter während der radikalen Studentenbewegung, und ihrem Partner Takeshi Fumimota, der ein Büro zur karmischen Schadensregulierung betreibt, kommt sie schließlich auf die Spur.
Vineland gilt gemeinhin als das einfachste und zugänglichste Werk von Thomas Pynchon. Der Roman handelt von drei Generationen Kalifornier und umspannt etwa 40 Jahre ihrer Geschichte, vom zweiten Weltkrieg bis in das Jahr 1984, in welchem die Handlung des Buches spielt. Pynchon setzt sich kritisch mit einer Gesellschaft auseinander, die von Reagonomics, Fernsehen und Shopping-Malls bestimmt wird. Generell erschien es mir wirklich leichter zu lesen als etwa sein Roman Gegen den Tag. Die Handlung ist gut zu verfolgen und vergleichsweise kommen nur wenige Personen vor. Dennoch ist es natürlich immer noch ein Roman von Thomas Pynchon, also kein Buch, das man mal eben zwischendurch lesen kann. Der Leser wird ständig gefordert, mitzudenken und die vielen Anspielungen oder direkten Zitate zu bemerken. In den zahlreichen Rückblenden wird die Arbeiterbewegung der 30er Jahre thematisiert, aber vor allem die 60er und 70er mit ihrer Bürgerrechts- und Friedensbewegung. Typisch für Pynchon gibt es viele kleine Nebengeschichte, voller skurriler Details, Ideen und Verweisen. Seine Geschichte erzählt Pynchon mit einem ganz eigenen Humor, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist, mir persönlich aber sehr gut gefällt.
Für den Einstieg in Pynchons Werk bestens geeignet
Um in die Welt von Thomas Pynchon einzusteigen erscheint mir Vineland sehr gut geeignet. Hier finden sich schon der typische Humor, die skurrilen Einfälle, die detaillierten Nebengeschichten und das schon fast enzyklopädisch anmutende Wissen, das der Autor verarbeitet. Aber eben alles eine Stufe kleiner als in seinen anderen Werken. Dabei aber in keiner Weise schlechter. Mir hat Vineland mit seinen Charakteren, den Geschichten und seinem Thema sehr gut gefallen und kann nur jedem empfehlen, sich auf diesen Autor, der sich von der Masse abhebt wie kaum ein anderer, einzulassen.
[…] Thomas Pynchon – Vineland […]
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