Jonathan Franzen – Freiheit

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©Rowohlt

Eine amerikanische Familie

Patty und Walter Berglund gelten in ihrer Nachbarschaft als Vorzeigeeltern und Umweltpioniere. Doch plötzlich verändert sich das scheinbar glückliche Leben der Berglunds: Ihr Sohn zieht zu den Nachbarn, die von den Berglunds als proletenhaft belächelt werden, Walter lässt sich auf Geschäfte mit der Kohleindustrie ein um eine seltene Vogelart zu schützen und auch Patty, Exsportlerin und Hausfrau, ändert ihr Leben. Hat Walters langjähriger Freund und Rockmusiker Richard mit diesem Wandel zu tun? Patty führt plötzlich ein Leben ohne Selbstbetrug und nimmt dabei keine Rücksicht auf Verluste.

Freiheit ist der erste Roman von Jonathan Franzen, den ich gelesen habe. Ich hatte es in der Buchhandlung immer wieder in der Hand und wollte es schon mitnehmen, habe es aber dann doch wieder zurückgelegt, da ich amerikanische Familiengeschichten häufig eher langweilig finde. Zum Glück hat Freiheit hier für mich eine Ausnahme gemacht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Berglund, vor allem das Ehepaar Walter und Patty. In Rückblenden werden die Kindheitsgeschichten der beiden erzählt und die Probleme, die sich mit ihren Eltern ergeben haben. Ihre Entwicklungen zeigen deutlich, wie sie zu den Personen geworden sind, die nun miteinander verheiratet sind. Die Blicke in die Vergangenheit lassen den Leser die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln betrachteten und so konnte ich die Entwicklung und den Werdegang von Patty und Walter gut nachvollziehen. Gekonnt gelingt es Franzen zwei Personen, mit ihren Schwächen und Fehlern, aber auch ihren guten Seiten zu entwerfen. Die Charaktere der Personen werden sehr detailliert ausgearbeitet und sehr präzise geschildert. Neben Walter und Patty spielt Walters bester Freund Richard eine wichtige Rolle. Charakterlich eher das Gegenteil von Walter, bleiben sie sich über die Jahre verbunden. Immer wieder beeinflusst Richard die Beziehung von Patty und Walter, mal negativ und mal positiv. Umrahmt wird die Geschichte auch von einem sehr guten Stil, der sich flüssig lesen lässt.

Leider haben mir ein paar Aspekte des Romans nicht so gut gefallen. Gerne hätte ich mehr über die Kinder von Walter und Patty erfahren. Dem Sohn, Joey, wird zwar Platz in der Erzählung eingeräumt, dieser kann aber nicht so überzeugen wie die drei Hauptcharaktere. Joeys Schwester, Jessica, kommt nur selten zu Wort und ihre Sicht der Dinge wird nur durch die anderen Akteure dargestellt. Gerne hätte ich mehr zu ihr gelesen, als nur ein paar Bemerkungen. Daneben fand ich das Ende des Buches schwach. Es erscheint mir zu konstruiert und nicht konsequent genug, was für mich nicht stimmig war.

Präzise Charakterstudie

Insgesamt hat mir Freiheit gut gefallen. Die große Stärke des Buches sind die präzisen Darstellungen der Charaktere, wobei die Kinder aus meiner Sicht nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Aber trotz dieser Einschränkungen eine lesenswerte Familiengeschichte.

4sterne

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