Ein Leben auf nur 154 Seiten
Robert Seethaler beschreibt in seinem neuen Buch Ein ganzes Leben den Werdegang von Andreas Egger. Um das Jahr 1900 gelangt Egger mit vier Jahren als Waisenkind in das Tal, in dem er fast sein ganzes Leben verbringen wird. Nur widerwillig wird er von seinem Onkel, einem Bauern, aufgenommen und lernt schon früh häusliche Gewalt kennen. Ohne ein richtiges Gefühl für seine Herkunft wächst Egger zu einem Hilfsknecht heran und arbeitet für ein Unternehmen, das unter großen Gefahren die ersten Bergbahnen baut und die ersten elektrischen Leitungen verlegen lässt. Schließlich lernt Egger seine einzige Liebe Marie kennen, mit der er den Rest seines Lebens verbringen möchte. Später zieht Egger in den Krieg und dient an der Ostfront. Nach seiner Rückkehr verdingt er sich als Fremdenführer.
Robert Seethaler gelingt es in einfacher klarer Sprache, die ohne Schnörkel auskommt, das vollständige Leben von Andreas Egger auf nur 154 Seiten zu erzählen. Sein Hauptcharakter ist ein schlichter Mann, der sich den Anforderungen des Lebens auf seine ganz eigene Art und Weise stellt und versucht sie zu meistern. Seinen Mitmenschen erscheint Egger als Sonderling, der sich nicht für neue Entwicklungen in der Welt interessiert, und der seine Kraft aus dem Innern schöpft. Trotz einiger Schicksalsschläge bleibt Andreas Egger bis zum Ende ein guter Mensch. Besonders gelungen ist für mich die schüchterne Annäherung Eggers an seine Liebe Marie. Diese Annäherung, die teilweise auch Eggers Unbeholfenheit und Unsicherheit offenbart, kommt mit nur wenigen Worten aus und erscheint trotzdem oder gerade deshalb sehr gefühlvoll.
Schlicht aber ergreifend
Mir hat Ein ganzes Leben sehr gut gefallen. Die einfache klare Sprache passt ideal zum einfachen aber glücklichen Leben des Andreas Eggert. Obwohl Egger äußerlich einsam erscheint, bewahrt er sich seine innere Größe bis zum Schluss. Ohne großes Pathos gelingt Robert Seethaler ein wirklich guter Roman, der zum Nachdenken anregt.
Ahhhh wollte ich zuerst auch lesen, hab aber zuviel andere noch auf dem Stapel 😳 LG Virginia
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[…] Hier haben wir es übrigens schon rezensiert. […]
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