McKayla Robbin – we carry the sky

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McKayla Robbins Debüt-Gedichtband we carry the sky ist 145 Seiten lang, quasi der Durchschnitt für eine moderne Sammlung, und trotzdem letzten Endes – wie immer bei guter Lyrik – zu kurz. In vier Teilen kredenzt sie uns moderne Gedichte im Stile von Rupi Kaur, Amanda Lovelace et cetera.

come
unlace your boots
and let us be soft together
because lord knows
these years
have been hard enough already

Robbins Gedichte sind bildhafter und mit poetischerer Sprache geschrieben als zum Beispiel die von Amanda Lovelace. Sie greift viel auf die Thematik der Natur zurück, also in gewisser Weise typisch romantisch und dennoch gleichzeitig sehr modern. Dies hat mir wirklich gut gefallen. Sie erschafft Szenen in den Köpfen der Leser, die zum Verweilen einladen. Auch wenn viele Gedichte recht kurz sind (was mir persönlich aber deutlich mehr zusagt als solche über drei Seiten), besitzen sie dennoch eine große sprachliche Schönheit.

i have grown poems
like wildflowers
from the wounds
that for years
would not close up

Ein oder zwei Gedichte sind mir ins Auge gefallen, die doch sehr stark von Rupi Kaurs milk and honey beeinflusst bzw. inspiriert sind. Allgemein scheint es Kaur zu sein, an der sich junge, dichtende Frauen zur Zeit orientieren. Sie scheuen sich nicht, Themen wie Unterdrückung durch Männer, Missbrauch oder Rassismus anzusprechen und tun dies auf souveräne Art, ohne gleich in diese Femenazi-Schiene zu rutschen.

sorry to be a woman,
eve learned to say
and
now we have to
unteach
her apology
from our
mouths

Viele Gedichte von Robbin drehen sich um die weibliche Emanzipation, Befreiung, um die Selbstliebe und das Akzeptieren der eigenen Gefühle sowie der auch mal auftretenden Gefühlsleere. Fast jede Leserin wird sich in in ihren Gedichten, zumindest in einigen, wiederfinden können. Was die männlichen Leser und ihren Genuss des Buchs angeht, bin ich mir ehrlich gesagt überhaupt nicht sicher.

pick up your hands
put them
back on your wrists
and cup them around the earth
as though around
a pottery wheel
for you are not powerless
and there is work
to be done

Es ist ein großartiger Gedichtband, der viele Emotionen transportiert, viele schöne Worte im Kopf und im Herzen zurücklässt und bei dem man aufpassen muss, ihn nicht innerhalb einer Stunde verschlungen zu haben. Obwohl so viele negative Themen angesprochen werden, lässt einen die Lyrik nicht traurig sondern hoffnungsvoll zurück – sie zeigt uns, was in der Welt zur Zeit falsch läuft, macht uns aber auch Mut, dass wir selber dies zu ändern vermögen.

the world asks for fear
and instead
you must breathe
love into it

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