©Droemer Knaur
Von Monstern und besonders begabten Kindern
Jacobs Großvater Abraham erzählt ihm jahrelang Geschichten über seine eigene Kindheit: wie er damals im Krieg vor den Monstern floh und in einem Kinderheim auf einer kleinen walisischen Insel lebte, gemeinsam mit anderen Kindern, die besondere Gaben besaßen. Lange glaubt Jacob diese Gruselgeschichten, bis er langsam zu alt dafür wird und Abraham nur noch für einen senilen Spinner hält. Doch als dieser plötzlich von einem unbekannten Wesen getötet wird, ist Jacob gezwungen, sich der Vergangenheit seines Großvaters zu stellen, um seine eigenen schrecklichen Albträume wieder loszuwerden.
Ransom Riggs hat einen Roman erschaffen, der glaube ich primär an Jugendliche gerichtet ist. Das merkt man teilweise auch, zum Beispiel an der schlichten Sprache und den manchmal etwas oberflächlichen Beschreibungen. Auch ist es kein besonders tiefgründiges Buch – die Charaktere sind größtenteils schwarz oder weiß, Graustufen sind keine vorhanden. Lediglich eine Person war überraschenderweise doch ganz anders, als ich anfangs gedacht hatte. Abgesehen davon hält das Buch wenige Überraschungen bereit, einige Dinge sind vorhersehbar (für eingefleischte Fantasy-/Gruselfans wahrscheinlich umso mehr). Dennoch zweifle ich an manchen Stellen, ob ich dieses Buch gerne mit 13,14,15 Jahren gelesen hätte. Die Monster klingen auch für mich als Erwachsene recht gruselig und die Beschreibungen ihrer Tötungsmethoden sind ziemlich brutal. Allgemein erinnert mich die Atmosphäre leicht an Zafóns Geschichten, besonders an seine Nebel-Trilogie (Der Dunkler Wächter, Der Fürst des Nebels, Der Mitternachtspalast), nur in brutaler und düsterer.
Der Gruselfaktor basierte für mich unter anderem auch auf den grandiosen Fotografien, die Riggs eingebaut hat. Sie sind allesamt Leihgaben von Sammlern, die diese alten (und nur zum Teil nachbearbeiteten) Fotos auf Flohmärkten, in Antiquariaten, usw. gefunden haben. Eigentlich wollte der Autor einen Fotoband schaffen, doch da es nicht genug waren, riet ihm sein Lektor, eine Geschichte um die Fotografien zu spinnen – et voilà, Die Insel der Besonderen Kinder entstand. Das ist eine wirklich besondere Leistung, mal eben eine Geschichte zu den existierenden Bildern zu schreiben. Außerdem sind die Fotos unglaublich interessant, einige von ihnen sogar regelrecht verstörend. Sie haben meiner Meinung nach enorm zur Qualität des Buchs beigetragen.
Ebenfalls positiv fand ich die liebevoll gestalteten Charaktere, besonders die Kinder in Miss Peregrines Kinderheim. Am einfallsreichsten waren der Junge, in dem die Bienen wohnen und der kriegsbesessene Nekromant Enoch, der den lieben langen Tag seine Soldaten gegeneinander kämpfen lässt. Trotz des düsteren Settings bleibt immer noch Platz für Humor – aber glücklicherweise niemals so viel, dass es die Stimmung kaputt gemacht hätte:
„Würdest du aufhören, so zu schreien, und mich in Ruhe bluten lassen?“
Nette Lektüre mit wirklich gruseligen Fotos
Alles in allem fand ich Ransom Riggs Die Insel der Besonderen Kinder eine nette Lektüre, die ich – auch ob ihrer Einfachheit – in zwei Tagen verschlungen habe. Wer kein literarisches Meisterwerk sucht, kann sich hiermit ein bisschen gruseln, wundern, staunen, schmunzeln und hoffen, dass er keine Albträume von den seltsam gekleideten Zwillingen auf dem alten Foto bekommt.
Nach diesem Buch ist auch noch nicht Schluss, denn erstens gibt es noch zwei Fortsetzungen (Die Stadt der Besonderen Kinder und Die Bibliothek der Besonderen Kinder), und zweitens wurde Die Insel der Besonderen Kinder soeben verfilmt und erscheint am 03.11.2016 in den deutschen Kinos. Tim Burton hat Regie geführt; Eva Green, Samuel L. Jackson und Judi Dench spielen mit.
Auf den Film freue ich mich schon :) I love Tim Burton
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Junge, habe ich mich erschrocken als dieses Viech in meinem WordPress-Feed aufgeblitzt ist!
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[…] fand ich den Ransom Riggs Die Stadt der Besonderen Kinder ganz okay, aber so begeistern wie der erste Teil konnte es mich nicht mehr. Ich finde es sehr schade, dass die Charaktere in der Reihe so statisch […]
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