Monatsrückblick: gelesen im Juli

gelesene Bücher Juli 2020

Nachdem wir den letzten Monatsrückblick einfach mal faul übersprungen haben (drei Bücher waren aber auch kaum genug, um einen ganzen Beitrag zu füllen), wollen wir unsere Juli-Lektüre nun wieder mit euch teilen. Insgesamt hatten wir einen ganz guten Lesemonat mit einem klaren Highlight aus der Kategorie Sachbuch!

Cho Nam-joo – Kim Jiyoung, Born 1982

Kim Jiyoung ist Anfang 30, frisch verheiratet und gerade Mutter geworden – und verliert vor lauter Selbstaufgabe langsam den Verstand. Was wir hier lesen ist ein Abriss ihres Lebens, in dem sie stets nur eine Nebenrolle hatte. Das Buch, das in den letzten Jahren in Südkorea für viel Diskussionsstoff gesorgt hat und beachtliche Verkaufszahlen erreichen konnte, zeichnet das Porträt einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Frauen einfach kein Platz eingeräumt wird. Erschreckend, aber leider auch erschreckend real. Hier gelangt ihr zur Besprechung.

Lukas Bärfuss – Hundert Tage

1990 geht der Schweizer Entwicklungshelfer David nach Ruanda. Nur vier Jahre später sind alle Hoffnungen zerstört und das Land wird Schauplatz eines Genozids. David erlebt, wie seine Geliebte Agathe sich den Mördern anschließt und auch er selbst macht sich zum Komplizen. Aus der Ich-Perspektive von David schildert Bärfuss die Entwicklungen und die Entscheidungen von David und seinen Kollegen. Ein großartiger politischer Roman, der sich kritisch mit seinem Thema auseinandersetzt.

Reni Eddo-Lodge – Warum ich nicht länger mit weißen Menschen über Hautfarbe spreche

Dieses Sachbuch befasst sich mit Themen wie Hautfarbe, Rassismus und Intersektionalität. Die Londoner Journalistin schreibt über die Geschichte der Sklaverei und des Rassismus in Großbritannien, über die aktuelle gesellschaftliche Lage, über Privilegien, Sexismus, internalisierte Vorurteile und die fälschliche Annahme, dass Rassismus ein Problem der rechtsradikalen Szene sei.
Es ist informativ und anspruchsvoll, aber gut verständlich und ein trauriger Spiegel unserer heutigen ach so modernen, fortschrittlich denkenden Gesellschaft. Genaueres über das Buch erfahrt ihr hier.

Francesca Melandri – Alle, außer mir

Eines Tages wartet ein junger Äthiopier vor der Tür von Ilaria und behauptet, ihr Verwandter zu sein. In seinem Ausweis steht derselbe Name wie der ihres Vaters: Attilio Profeti. Mit über neunzig Jahren ist der aber nicht mehr in der Lage, Auskünfte zu geben. Der Roman beschäftigt sich anhand einer Familie mit der italienischen Kolonialgeschichte, dem Faschismus und der Berlusconi-Ära. Mit häufigen Perspektivwechseln und einer nicht chronologischen Erzählweise entwickelt Melandri die Handlung, in deren Mittelpunkt Attilio Profeti steht: ein Opportunist und ambivalenter Charakter. Der Roman bietet viele Abschnitte, die noch lange nachwirken und einen anderen Blick auf die italienische Geschichte werfen.

Leigh Bardugo – Das Neunte Haus

Galaxy Stern, Spitzname Alex, ist neu in Yale. Sie wurde unter einer Bedingung an der Universität aufgenommen: sie soll Lethe, dem neunten Haus, dabei behilflich sein, die magischen Aktivitäten und Rituale der anderen acht Häuser zu überwachen. Als ein Mädchen ermordet auf dem Campus aufgefunden wird, stellt Alex Nachforschungen an – sind etwa eine oder mehrere der Studentenverbindungen involviert? Leigh Bardugos neuster Urban Fantasy-Roman hat nichts mit dem Grishaverse zu tun wie seine Vorgänger der Krähen-Duologie, ist jedoch ähnlich düster und brutal. Spannend, atmosphärisch und mit einigen Twists punktet die Story um die sympathisch unperfekte Protagonistin; lediglich die recht cineastisch anmutende Action und Alex‘ Plot Armor wirken manchmal etwas zu viel des Guten.

Taffy Brodesser-Akner – Fleishman steckt in Schwierigkeiten

Während der Scheidung genießt Toby Fleishman sein neues Leben als Single, als seine Ex-Frau Rachel ohne Ankündigung mitten in der Nacht die beiden Kinder Solly und Hannah zu ihm bringt und danach verschwindet. Auch nach Tagen bleibt sie verschwunden, weil sie nur an ihre Karriere denkt – das ist zumindest der Grund, den Toby sich erzählt. Durch verschiedene Blickwinkel entwirft die Autorin ein Psychogramm von Toby und Rachel. Dabei kreist der Roman um die Frage nach dem Frausein in einer Männerwelt. Die Handlung entwickelt sich in einem gemächlichen Tempo. Trotz der ein oder anderen Länge kann der Roman in seinen stärksten Momenten durchaus an die Werke Philip Roths erinnern.

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