Im August haben wir lediglich sechs Bücher gelesen. Darunter auch je einen Fantasy- und einen Science-Fiction Roman. Hier findet ihr eine kurze Übersicht und eine erste Einschätzung.
Lawrence Osborne – Welch schöne Tiere wir sind
Während die Tage in der Hitze nur langsam vergehen, vertreiben sich Naomi und Sam auf der griechischen Insel Hydra die Zeit. Als sie während eines Spaziergangs einen Fremden treffen, beschließen sie, ihm zu helfen und lösen so eine folgenreiche Kette von Ereignissen aus. In eher langsamem Tempo erzählt Johnson von den beiden gelangweilten Mädchen und blickt in die Abgründe der Seele. Mit Fortschreiten der Handlung bewegt sich der Roman immer mehr in Richtung Thriller. Mit Klarheit zeigt der Autor die Lebenslügen seiner Figuren und beschäftigt sich mit Themen wie Schuld, Moral und Sühne. Dieser eigentlich gute Eindruck wird allerdings stark von sprachlichen Bildern getrübt, die nicht funktionieren und die Handlung immer wieder stören.
Han Kang – Deine kalten Hände
Jang Unhyong ist Bildhauer, der Life-Casting-Abdrücke von Menschen anfertigt – vor allem Hände haben es ihm angetan. Als er verschwindet, hinterlässt er seine Aufzeichnungen, die von seiner lieblosen Kindheit erzählen sowie von L. und E., zwei Frauen, die für ihn mehr als nur Modelle waren. Han Kang hat erneut einen beklemmenden, merkwürdigen Roman geschaffen, der sehr atmosphärisch über Individualität, Anpassung, Einsamkeit und gesellschaftliche Konventionen spricht. Ich finde ihn zwar nicht so bahnbrechend wie Die Vegetarierin oder Menschenwerk, dennoch ist es ein sehr gelungenes und faszinierendes Stück Prosa über die Masken der Menschen und die düsteren Wahrheiten, die sich hinter ihnen verbergen.
Adrian Tchaikovsky – Im Krieg
Rex ist eine riesige, technisch optimierte Bioform in Form eines Hundes. Erschaffen wurde er, um mit seinem Rudel die Befehle seines Herrchens auszuführen und zu kämpfen. Nach dem Verlust seines Herrchens kommt er immer mehr ins Grübeln und stellt sich moralische Fragen. Das Thema künstliche Intelligenz und der Einsatz von Superwaffen mag zwar nicht neu sein, wird von Tchaikovsky aber zeitgemäß umgesetzt. Sehr stringent und ohne unnötige Nebenhandlungen erzählt er die Geschichte von Rex und rutscht nicht in in Schwarz-Weiß-Darstellungen ab. Immer wieder stehen moralische Fragen im Mittelpunkt und bilden zu den Action-Sequenzen eine Abwechslung in diesem unterhaltsamen Roman.
Philip K. Dick – Das Orakel vom Berge (The Man in the High Castle)
Alternativwelt: Die USA haben den Zweiten Weltkrieg verloren und wurden unter den Supermächten Japan und Deutschland aufgeteilt. Die wenigen Juden, die damals überlebten, leben heute, im Jahr 1962, versteckt. Die Menschen hier richten sich größtenteils nach dem Orakel „I Ging“, das ihnen bei schwierigen Entscheidungen den Weg weist, und lesen Hawthorne Abendsens verbotenes Buch „Schwer liegt die Heuschrecke“, in welchem in einer fiktiven Welt die Achse den Krieg verloren hat. Das dargestellte Szenario ist wirklich interessant, ich hatte aber massive Probleme mit der Sprache, dem Aufbau der Dialoge sowie den Protagonisten, die einem als Leser sehr fremd bleiben und deren Motivationen und Handlungen zum Teil überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Ich hatte ziemlich hohe Erwartungen, die letztlich leider enttäuscht wurden und habe das Gefühl, dass der Roman vielleicht eine bessere Kurzgeschichte abgegeben hätte.
Joshua Ferris – Männer die sich schlecht benehmen
Die Männer, die im Zentrum der Short-Stories von Joshua Ferris stehen, sind größtenteils negativ dargestellt. Meistens bringt der Autor sie in lebensnah gestaltete Situationen, in denen sie sich daneben benehmen. Dennoch sind nicht alle Stories gleich lesenswert. Manche bleiben länger hängen, während andere schnell wieder vergessen sind. In den wirklich Gelungenen braucht Ferris nur wenige Sätze und kurze Dialoge, um seine Charaktere zum Leben zu erwecken und teils skurrile Situationen zu schaffen.
Leigh Bardugo – King of Scars
King of Scars folgt Nikolai Lantsov, Ravkas König, der schon als Protagonist der Grischa-Trilogie bekannt ist, sowie seiner Generälin Zoya und der Entherzerin Nina Zenik, die Bardugo-Fans aus der Krähen-Dulogie kennen. Nikolai, der dauerhaft Kriegserklärungen der umliegenden Länder befürchtet, versucht verzweifelt, Allianzen zu schmieden, seine Truppen aufzurüsten, ein Gegenmittel für Jurda Parem zu finden und nebenbei die dunklen Kräfte zu bändigen, die sich tief in seinem Inneren ausbreiten. Anders als Das Lied der Krähen und Das Gold der Krähen ist dieser Roman eher als klassische High Fantasy zu bezeichnen. Bardugo versteht es, ausgezeichnete Charaktere zu erschaffen, authentische wie unterhaltsame Dialoge zu kreieren und stetig die Spannung zu steigern – dieses Buch hat mich, trotz mangelnder Vorkenntnisse durch die Grischa-Trilogie, die ich bisher nicht gelesen habe, bis zur letzten Seite fesseln können. Je näher ich dem Ende rückte, desto trauriger wurde ich, dieses gelungene Worldbuilding hinter mir zu lassen und mich bis zum zweiten Teil gedulden zu müssen.
Hallo,
„Welch schöne Tiere wir sind“ wollte ich vielleicht noch lesen – vielleicht sollte ich mir eher das eBook aus der Onleihe ausleihen….
„Deine kalten Hände“ hat mir auch wieder sehr gut gefallen! Ich weiß gar nicht richtig, in welche Reihenfolge ich meine persönliche Hitliste der Bücher der Autorin bringen würde, die haben mich alle sehr begeistert!
„Das Orakel vom Berge“ schiebe ich schon lange vor mir her… Vielleicht sollte ich es besser lassen?
LG,
Mikka
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