Leigh Bardugo – Crooked Kingdom/ Das Gold der Krähen
Kaz Brekker ist zurück – und mit ihm seine ganze Crew: er, Jesper, Wylan, Nina und Matthias müssen nicht nur versuchen, Inej aus den Fängen von van Eck zu befreien, sondern auch, den jungen Shu zu beschützen – halb Ketterdam ist hinter den Krähen her, und noch mehr Leute hinter dem Sohn des berühmten Wissenschaftlers. Alte Feinde sammeln ihre Kräfte, neue Bedrohungen rücken näher, doch die Freunde haben kaum noch Geld, Kraft oder Verbündete.
Dass ich Crooked Kingdom gelesen habe, ist schon eine Weile her, aber ich habe es – wie schon seinen Vorgänger Das Lied der Krähen – sehr genossen. Die Story ist erneut temporeich und plotlastig, die Gang um Kaz Brekker hat mit gewohnt vielen Problemen und vor allem Gegenspielern zu kämpfen. Besonders ein paar alte Bekannte scheinen die jungen Gesetzlosen noch nicht aufgegeben zu haben. Auch über die Hintergründe der bunt zusammengewürfelten Truppe erfährt der Leser nun endlich mehr – Bardugos Welt klingt so spannend, dass man direkt mehr davon lesen möchte, mehr Geschichten braucht aus Ravka, Novyi Zem, Fjerda und Shu Han.
Ich muss zugeben, dass ich die Hauptstory um den Einbruch in den Ice Court in Band 1 einen Ticken besser fand, Bardugo weiß aber gerade im letzten Teil des Buchs noch einmal mit vielen Wendungen aufzutrumpfen. Nichts ist am Ende so, wie es anfangs den Anschein hatte. Fand ich den Fantasyroman bis zu einem gewissen Punkt noch „ziemlich gut“, hat mich das furiose Finale mit all seinen Twists noch einmal ganz schön umgehauen.
Eigentlich schade, dass es nur eine Dilogie ist, denn ich hätte die Krähen gerne auf weitere Abenteuer begleitet. Ich bin aber definitiv gespannt, was die Autorin in nächster Zeit noch so schreiben wird – ihren märchenhaften Kurzgeschichtenband The Language of Thorns habe ich mir bereits geholt, aber ich freue mich vor allem auf eine längere, epische Geschichte wie Six of Crows und Crooked Kingdom abgeliefert haben.
Die deutsche Übersetzung Das Gold der Krähen erscheint am 03.09.2018 im Knaur Verlag.
Katie Kitamura – Trennung
Die Protagonistin und ihr Ehemann Christopher entscheiden sich, fortan getrennte Wege zu gehen. Zu einer Scheidung ist es noch nicht gekommen, aber böses Blut fließt keines zwischen den Beiden. Als jedoch Christophers Mutter anruft und erzählt, sie könne ihren Sohn, der sich zur Zeit in Griechenland aufhält, seit Tagen nicht mehr erreichen, macht sich die Protagonistin auf den Weg in das kleine Städtchen und nimmt sich ein Zimmer in dem Hotel, in dem auch Christopher residiert. Von dem Hotelpersonal erfährt sie, dass Christopher vor einigen Tagen einen Ausflug machen wollte und seitdem nicht mehr zurückgekehrt ist. Sie beschließt, auf ihn zu warten und die Gegend zu erkunden, während sie den Angestellten sowie ihren Schwiegereltern vorspielt, weiterhin mit Christopher zusammen zu sein.
Dieser Roman ist hauptsächlich hier gelandet, da ich schon während des Lesens und erst recht danach merkte, dass ich keine eigenständige, ausführliche Rezension dazu schreiben möchte – und auch gar nicht kann. Eine Besprechung in der ZEIT vergleicht das Buch mit Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ und lobt den Voyeurismus der Protagonistin (und dadurch auch den des Lesers), der einem schmerzlich bewusst werde, ebenso die Umsetzung der Themen Maskerade und Realität. Ich persönlich blieb von Trennung überraschend unberührt, weder positiv noch negativ, es ist nicht wirklich gut, es ist aber auch nicht total schlecht, es ist einfach da.
Der Konflikt der Heldin, gefangen zu sein zwischen den Pflichten als Noch-Ehefrau und dem Wunsch nach Freiheit von Christopher, ebenso wie jener, dass sie trotz der Trennung ihren Schwiegereltern und allen Hotelangestellten die liebende, trauernde Gattin vorspielt, haben mich völlig kalt gelassen. Irgendetwas an Kitamuras distanziertem, aber sehr beschreibenden Stil hat mich davon abgehalten, mich auch nur ein klein wenig in die Protagonistin hineinzuversetzen und ihre Probleme ansatzweise nachvollziehen zu können.
Ich hatte auch gehofft, dass durch Christophers Verschwinden eine gewisse Spannung in die Geschichte kommt, aber auch das war – zumindest für mich – überhaupt nicht der Fall. Der Roman las sich eher wie das Tagebuch einer in Griechenland urlaubenden Britin, die dort einfach nichts erlebt und nur Langweiliges zu berichten weiß. Tiefgehende philosophische oder psychologisch interessante Passagen habe ich völlig vermisst. Im Endeffekt haben das Buch und ich wohl einfach kein bisschen zusammengepasst. Sorry, Kitamura, es liegt nicht an dir, es liegt an mir.