Roope Lipasti – Ausflug mit Urne

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©Random House Verlagsgruppe

Mit einer Urne quer durch Finnland

Als ihr Großvater stirbt, beschließen die beiden ungleichen Brüder Teemu und Janne, sich mit der Urne auf einen Roadtrip durch Finnland zu begeben. Sie wollen in verschiedenen Städten Halt machen, in denen ihr Großvater einmal gelebt hat – und am Ende seine Asche verstreuen und das Erbe kassieren. Doch die Reise ist kein Zuckerschlecken. Unfälle, Prügeleien und eine von beiden Männern geliebte Frau erwarten die beiden Streithähne und erschweren ihnen den Trip.

Die Geschichte klingt erst mal sehr cool, ist sie aber nicht. Ich hatte mich auf einen verrückten Roadtrip gefreut, der aus dem Ruder läuft. Aber das einzige, was wirklich passiert, ist, dass sich die Beiden ständig zanken und gegenseitig die Schuld für Dinge zuweisen, die irgendwann einmal in ihrer Kindheit und Jugend passierten. Ausflug mit Urne war mein erster finnischer Roman und vielleicht wird es auch erst einmal mein letzter bleiben.

Stilistisch ist der Roman seinen schwedischen Artgenossen gar nicht so unähnlich. Die Schreibweise ist recht schlicht, ohne großes Tamtam, ohne bildgewaltige Schachtelsätze, die sich über ganze Seiten ziehen. Dadurch lässt sich das Buch sehr schnell und einfach runterlesen, was leider einer der einzigen beiden Pluspunkte ist.

Was den Humor betrifft, bin ich anscheinend nicht besonders anfällig für die finnische Art. Oder liegt das nur an Lipasti? Vielleicht fände ich andere Autoren zum Schreien komisch, wer weiß. Ich habe an vielen Stellen gemerkt, dass sie lustig sein sollen, allerdings ist der Humor nie bei mir angekommen. Ich habe eher betroffen gedacht, ¨Oh, hier versucht der Autor gerade, einen Witz zu machen.¨ Ich gebe zu, ich bin nicht ganz einfach zufriedenzustellen, was Humor in Romanen angeht, aber zumindest drei, vier mal auf den 320 Seiten hätte mich Lipasti doch mal zum Schmunzeln bringen können.

Interessanterweise wird auf dem Buchrücken jemand zitiert, der sich am liebsten ganz viele Sätze angestrichen hätte. Dieser Person muss man ziemlich viel Geld für dieses Statement gezahlt haben. Besonders schön war kein Satz, auch nicht weise oder erinnerungswürdig. Die Art, mit der Lipasti berichtet, ist genau so belanglos wie das, worüber er berichtet. Spätestens ab Seite 70 stellt man mit Entsetzen fest, dass es auch jetzt immer noch nicht besser wird und man wünscht sich eigentlich nur, dass bald endlich, endlich alles vorbei ist. Ich wollte das Buch unzählige Male aus der Hand legen und nie wieder anrühren, aber ich habe mich durchgequält – und es bereut. Selten (oder sogar nie?) hatte ich das Gefühl, dass ein Buch so sehr meine Zeit verschwendet hat wie dieses.

Ganz schrecklich fand ich auch das Ende. Die Überraschung, mit der die beiden Brüder konfrontiert werden, ist an sich ja in Ordnung, aber die Art, wie die zwei mit dieser umgehen, ist völlig hirnrissig. NIEMAND würde in einer solchen Situation so reagieren. Das Ende war somit für mich noch einmal ein krönender Abschluss im negativen Sinne.

 

Völlig irrelevanter Roadtrip

Öde, blöde, belanglos, zum Einschlafen, zum in-die-Tonne-werfen: das waren meine Eindrücke von Roope Lipastis Ausflug mit Urne. Der Autor hatte eine wirklich charmante Grundidee für die Story (deshalb und für den gut lesbaren Stil auch immerhin 1,5 Sterne), nur leider konnte er diese überhaupt nicht umsetzen. Man möchte eigentlich lieber weinen als lachen.

 

1,55sterne

 

 

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