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Die Suche nach den Indigo-Kindern
In der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Alle Personen, die ihnen zu nahe kommen, werden von Schwindel, Übelkeit und heftigen Kopfschmerzen befallen. Der Lehrer Clemens Setz soll hier Mathematik unterrichten und beobachtet seltsame Vorgänge: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekannten Ziel davongefahren. Setz beginnt mit Nachforschungen, doch schon bald wird er aus dem Dienst entlassen. Jahre später berichten die Zeitungen über einen Prozess, der großes Aufsehen erregt: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird von dem Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben.
Der Roman Indigo von Clemens Setz ist nicht leicht zu lesen. Erzählt wird von zwei verschiedenen Protagonisten auf unterschiedlichen Zeitebenen. Verwirrt hat mich vor allem am Anfang, dass eine Hauptperson genau wie der Autor selbst heißt und dieser laut Klappentext bis heute an den Nachwirkungen des Indigo-Syndroms leidet. Zum einen wird also die Geschichte von Setz erzählt, seine Erfahrungen am Helianau Institut und seine späteren Nachforschungen. Die andere Geschichte ist von Robert Tätzel, einem ehemaligen Internatsschüler, der 15 Jahre nach der Entlassung von Setz in der Zeitung den Bericht zum Prozess gegen einen Mathematiklehrer liest. Dass sowohl Setz als auch Tätzel mit starken psychischen Problemen zu kämpfen haben, wird sehr schnell deutlich. Der Leser begleitet Setz bei der Recherche nach den Hintergründen des Indigo-Syndroms sowie Tätzel auf der Suche nach seinem ehemaligen Lehrer. Erzählt wird das Ganze sehr fragmentarisch. Häufig wird der Eindruck erweckt, als würde der Leser durch die tagebuchartigen Ausschnitte aus der Mappe von Setz an dessen Nachforschungen teilhaben. In der Mappe finden sich Notizen zu Gesprächen mit verschiedenen Personen, die Setz dabei helfen, das Indigo-Syndrom zu verstehen und ihn auf die Spur der verschwundenen Kinder bringen sollen, die „reloziert“ werden. In der Mappe sind zudem fiktive medizinische Protokolle, philosophische Abhandlungen und Photographien, die immer wieder den Eindruck erwecken, dass das Indigo-Syndrom in der hier geschilderten Form tatsächlich existiert. Die andere Figur, Robert Tätzel, lasst den Leser unmittelbar an seinen Gedanken teilhaben, die häufig verstörend sind. Meistens geht es um unheimliche oder grenzüberschreitende Dinge, die in den meisten Fällen von Gewalt geprägt sind.
Der Roman ist zudem voller Anspielungen auf Literatur, Musik, Filmen, Serien und Comics.
Experimentell und nicht immer einfach
Indigo von Clemens Setz war für mich nicht immer leicht zu lesen. Die vielen Anspielungen, die dargestellten Phantasien der Protagonisten waren nicht gerade einfach. Der Roman ist mit Sicherheit keine Lektüre für Jedermann, vieles wird nur angedeutet und der Vorstellungskraft des Lesers überlassen. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss und das den Leser durch seine experimentelle Art sehr fordert.