Mark Haddon – Supergute Tage oder die Sonderbare Welt des Christopher Boone

Mark Haddon Supergute Tage oder die Welt des Christopher Boone Rezension

Die Welt aus den Augen eines jungen Autisten

Christopher Boone ist 15 Jahre alt und leidet am Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Er versteht viel von Primzahlen, aber sehr wenig von Menschen. Er ist ein Mathegenie und liebt Listen, aber er hasst es, wenn sich die verschiedenen Speisen auf seinem Teller berühren oder wenn ihn jemand einfach so anfasst. Und er ist noch nie weiter gegangen als bis zum Ende der Straße, in der er wohnt. Als jedoch der Nachbarshund mit einer Mistgabel aufgespießt wird, fühlt sich Christopher dazu berufen den Mord aufzuklären und entdeckt nebenher noch einige andere Dinge, die sein Leben gehörig auf den Kopf stellen.

Haddon stellt Christopher nie überspitzt dar, im Gegenteil, dies ist ein unglaublich liebenswürdiges Charakterporträt. Ich hatte nie Mitleid mit Christopher, obwohl er kein leichtes Leben hat, und das ist auch gut so – er ist ein starker Junge, den ich beim Lesen mit Herz und Seele unterstütze. Durch seine emotionale Distanziertheit wirken Christophers Beschreibungen oft unfreiwillig komisch und dadurch hat man ihn direkt noch ein bisschen mehr gern:

Ich sagte ihr auch, dass ich mir sehr viel aus Hunden mache, denn sie seien treu und ehrlich und manche unter ihnen seien auch klüger und interessanter als bestimmte Menschen. Als Steve zum Beispiel, der jeden Donnerstag in die Betreuung kommt und der beim Essen Hilfe braucht und nicht mal einen Stock apportieren kann. Siobhan hat mich gebeten, so etwas nie zu Steves Mutter zu sagen.

In Supergute Tage oder die Sonderbare Welt des Christopher Boone finden wir nicht nur Christophers Geschichte in reiner Wortform, sondern auch allerlei Dinge wie zum Beispiel die Zeichnung einer Kuh, die detaillierte Karte des Zoos mit all seinen Gehegen, mathematische Formeln und Diagramme über die Froschbevölkerung im Teich. Das alles hat mich sehr an Jonathan Safran Foers Extrem Laut und Unglaublich Nah sowie Reif Larsens Die Karte Meiner Träume erinnert. Und genau deshalb hat es mir so wahnsinnig gut gefallen.

Herzerwärmend und nicht so leicht zu vergessen

Supergute Tage… berührt ohne Mitleid zu erregen und unterhält ohne Autismus ins Lächerliche zu ziehen. Christopher Boone ist einer der wundervollsten literarischen Charaktere der letzten Jahre. Dieses Buch hat für mich persönlich viel mehr Aufmerksamkeit verdient, deshalb kann ich nur sagen: Kauft oder leiht es euch, lest es einmal, zweimal, dreimal und verliebt euch genau so wie ich in diesen grandiosen Protagonisten!

5sterne

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