Monatsrückblick: gelesen im Mai

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Im Mai haben wir insgesamt sechs Bücher gelesen. Darunter waren zwei Highlights, aber auch die anderen konnten uns begeistern. Ein sehr erfolgreicher Lesemonat!

Tommy Orange – Dort Dort

In seinem literarischen Debüt Dort Dort berichtet Tommy Orange aus verschiedenen Perspektiven von einem Powwow in Oakland, einer großen traditionellen Feierlichkeit der Native American Community. Zwölf Figuren mit unterschiedlichsten Bezügen zu ihrem Native American Hintergrund, ihren Wurzeln, Familien und Identitäten treffen hier mit ebenso unterschiedlichen Intentionen aufeinander, als es zum dramatischen Showdown kommt. Orange ermöglicht einen breitgefächerten Blick auf eine marginalisierte sowie in der Medien- und Literaturlandschaft völlig unterrepräsentierte Community der USA – mal humorvoll, mal deutlich deprimierender. Wir haben den Roman bereits rezensiert.

Sally Rooney – Normal People

Sally Ronney erzählt in wechselnder Perspektive von Connell und Marianne, die auf dieselbe Schule gehen und später auch beide am Trinity College in Dublin studieren. Dabei folgt sie den ihnen von ihrer Jugend bis ins junge Erwachsenenalter. Die Handlung konzentriert sich fast ausschließlich auf die sehr wechselseitige Beziehung zwischen den Connell und Marianne. Beide leiden unterschiedlich unter den Erwartungen, die von außen an sie herangetragen werden und untereinander an dem Mangel von klarer Kommunikation. Es ist ein sehr eigener Roman, der gerade durch seinen präzisen Stil und den ebenso genauen Beobachtungen mitreißen kann. Normal People ist keine klassische Liebesgeschichte, allerdings konzentriert es sich auf die Gefühlswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen und deren Probleme, was sicherlich nicht für alle Leser von gleichem Interesse ist.

Nana Kwame Adjei-Brenyah – Friday Black

In zwölf sehr düsteren Erzählungen nimmt uns Nana Kwame Adjei-Brenyah mit in ein Amerika de nahen Zukunft, in dem Gewalt, Kapitalismus und Rassismus vorherrschen. Er zeigt an den unterschiedlichsten kreativen Szenarien eine Welt voller sozialer Ungerechtigkeit. Seine Storys sind herrlich satirisch-absurd, aber auch unheimlich brutal und erschütternd. Für mich eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, wobei man sich als Leser auf viele sehr phantastische Elemente und Überspitzungen einlassen muss. Hier findet ihr eine detaillierte Besprechung.

Bernardine Evaristo – Girl, Woman, Other

Der Roman folgt dem Leben von zwölf verschiedenen Charakteren, die auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind. Zwölf Frauen, größtenteils Women of Color, die in Großbritannien leben und von ihren alltäglichen Konflikten, ihrem Leben und ihren Familien berichten. Evaristo hat ein vielstimmiges Werk geschaffen, das sich mit aktuellen Themen auseinandersetzt und mehrere Generationen umfasst. Ein absolutes Highlight.

Victor Jestin – Hitze

Der junge französische Autor Victor Jestin entführt seine Leser auf einen Campingplatz an Frankreichs Atlantikküste, wo Léonard den Suizid eines anderen Jugendlichen beobachtet und nicht einschreitet. Panisch und überfordert versucht er, dessen Leiche verschwinden zu lassen, während in ihm die Schuldgefühle genau so anschwellen wie seine Gefühle für die unnahbare Luce. Schlicht und doch eindringlich wie atmosphärisch entspinnt Jestin eine düstere Urlaubsgeschichte, die einen ganz speziellen Sog entwickelt. Hier haben wir Hitze genauer besprochen.

Hilary Mantel – Spiegel und Licht

Endlich ist er da, der letzte Teil der Cromwell-Trilogie von Hilary Mantel. Auf knapp 1.200 Seiten bringt sie ihre Geschichte zu Ende. Bei einer solchen Seitenzahl ist wohl die ein oder andere Länge unvermeidbar. In vielen szenischen und sehr gelungenen Darstellungen erzählt Mantel das Leben Cromwells zu Ende. Wie gewohnt wird vieles getragen von den inneren Monologen des Protagonisten. Die Handlung setzt mit der Enthauptung Anne Boleyns im Jahr 1536 ein und entwickelt sich bis ins Jahr 1540. Auch wenn die Autorin hier nicht ganz an die Klasse des ersten Bandes Wölfe anknüpfen kann, findet sie einen würdigen Abschluss dieser grandiosen Trilogie.

2 comments

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  1. spamdora

    Ich habe im Mai 5 Bücher gelesen und drei davon bereits auf meinem Blog besprochen … mein belletristisches Highlight war definitiv Miriam Toews „Women Talking“ und die Biografie über Paradise Lost habe ich aufgesaugt. Ich finde es super, dass auch ihr immer wieder Debütwerke in die Hand nehmt. Ich versuche das auch immer wieder. Mal mit Glück und mal (mit) ohne Glück beim Lesen.

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