Ein Junge geht in eine Bibliothek, um sich Bücher auszuleihen. Was dann passiert, hätte er niemals erwartet: Er wird von dem uralten gruseligen Bibliothekar in den Keller gesperrt. Dort bewacht ihn der Schafsmann, welcher ihm die köstlichsten Donuts zubereitet, die er je gegessen hat.
Klingt erst einmal verrückt. Und das ist es auch. Wie auch ein Teil von Murakamis Romanen ist diese Erzählung phantastisch, surreal, ja, schon kafkaesk. Ob dem Jungen dies alles wirklich passiert oder es nur ein Traum ist, eine Einbildung, eine Wahnvorstellung, bleibt dem Leser (wie gewohnt) unbekannt. Murakami tut, was er am Besten kann: Schreiben, um uns zu unterhalten. In einem Interview mit der NY Times aus dem Jahr 2013 sagte er:
„I’m 100 percent fiction writer. . . . I don’t want to write messages. I want to write good stories.“
Und das ist ihm meiner Meinung nach erneut gelungen. Eine Moral sucht man in dieser Erzählung vergebens. Außer man nimmt aus dem Buch mit, dass man sich niemals von fremden Männern mit Büchern ködern lassen sollte.
Für Murakami-Neulinge ist Die Unheimliche Bibliothek wahrscheinlich nicht das allerbeste Einstiegswerk, da es durchaus harmlosere Bücher von ihm gibt, die einen gemächlicher in sein Universum einführen. Außerdem tauchen hier alte Bekannte wieder auf, wie z.B. der Schafsmann aus Wilde Schafsjagd und Tanz mit dem Schafsmann (Hab ich mich gefreut!). Auch der Biblothekar ist kein Unbekannter – woher ihr ihn kennt, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.
Was das kleine Büchlein aber erst so richtig besonders macht, sind die tollen Illustrationen von Kat Menschik. Die düsteren, morbiden Bilder geben der Geschichte eine wunderbar verstörende Atmosphäre, die unsere Phantasie als Grundstein nehmen kann, um darauf aufzubauen.
Haruki Murakami und die Illustratorin Kat Menschik haben mit Die unheimliche Bibliothek ein kleines Gesamtkunstwerk geschaffen. Wenn es nach mir ginge, hätte Murakami auch einen Roman daraus machen können!
[…] ist anders als seine anderen Kurzgeschichten, die ebenfalls illustriert wurden. Während Schlaf und Die unheimliche Bibliothek noch spannend und verstörend sind, ist Birthday Girl wohl die harmlose kleine Schwester. Sie kommt […]
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[…] ist anders als seine anderen Kurzgeschichten, die ebenfalls illustriert wurden. Während Schlaf und Die unheimliche Bibliothek noch spannend und verstörend sind, ist Birthday Girl wohl die harmlose kleine Schwester. Sie kommt […]
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