Einsamer Überlebenskampf auf dem Mars
Mark Watney befindet sich mit einer Expedition auf dem Mars. Die Astronauten geraten in einen Sandsturm, in dem Watney das Bewusstsein verliert und als Einziger auf dem fremden Planeten zurückbleibt. Er ist allein, ohne Nahrung und ohne Ausrüstung, seine Crew befindet sich bereits auf dem Rückweg zur Erde. Um eine Chance auf die Rettung zu haben, muss er vier Jahre auf dem Mars überleben, denn erst dann wird die nächste Expedition den Mars erreichen.
Andy Weir hat mit seinem Debütroman Der Marsianer einen spannenden und unterhaltsamen Roman geschrieben. Die Geschichte wird zum größten Teil aus der Sicht von Mark Watney anhand seiner Logbucheinträge erzählt, die sehr an ein Tagebuch erinnern. Immer wieder gibt es aber auch Einschübe, die das Geschehen auf der Erde und dem Hauptquartier der NASA schildern. Der gewählte Schreibstil ist eher umgangssprachlich, vor allem in den Logbucheinträgen. Ich empfand diesen Stil als sehr passend um die Situation von Mark Watney nachzuvollziehen und um ihn bei seinem einsamen Leben auf dem Mars zu beobachten. Häufig streut er sehr ironische Bemerkungen ein, welche die Geschichte auflockern. Watney selbst ist höchst erfinderisch und erträgt seine lebensbedrohliche Situation erstaunlich gut gelaunt. Der Autor legt seinen Fokus eindeutig auf die Schilderung der technischen Möglichkeiten und beschreibt sehr detailreich, wie sich Watney aus den verfügbaren Gegenständen ein neues Zuhause bastelt. Hier muss ich zugeben, dass ich bei den technischen Details nicht immer folgen konnte und auch nicht alles verstanden habe, ob die Darstellungen realitätsnah sind oder völlig unrealistisch kann ich daher auch nicht beurteilen. Am Anfang des Romans fand ich den hohen Detailgrad dieser Schilderung noch spannend, ungefähr ab der Hälfte wurde es für mich allerdings ermüdend immer wieder die Lösung für ein neues Problem zu lesen. Das mag natürlich für Leser, die diesen Details folgen können, anders sein.
Durch den Fokus auf die technischen Umstände des Überlebenskampfs geht die menschliche Seite eher unter. Zwar finden sich immer wieder Kommentare zu der Gefühlslage von Watney, diese lassen aber nicht wirklich in die Psyche des Astronauten blicken. Immerhin ist er der einzige Mensch auf einem fremden Planeten, ohne ausreichende Nahrungsvorräte, Kommunikationsmittel und nur minimalen Überlebenschancen. Schwer vorstellbar, dass er sich nur um die technischen Probleme Gedanken macht. Gerne hätte ich mehr von seiner emotionalen Seite kennengelernt, so blieb mir die Hauptfigur doch eher fremd und gefühllos.
Spannender Roman ohne Tiefgang
Bei der Bewertung des Romans bin ich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es unheimlich Mark Watney bei seinem Kampf gegen den fremden Planeten zu begleiten, aber auf der anderen Seite ist die Hauptfigur mir eher fremd und emotionslos geblieben. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Autor auf die eine oder andere technische Beschreibung verzichtet und dem Leser seinen Protagonisten dafür etwas näher bringt. So bleibt Watney für mich einfach nur ein sehr erfindungsreicher Astronaut, der aber anscheinend keine wirkliche Angst verspürt, alleine auf dem Mars zu sein…
Das Buch wird momentan von Ridley Scott als Regisseur und Matt Damon in der Hauptrolle verfilmt. Ich bin sehr gespannt wie die Figur von Mark Watney im Film dargestellt wird und ob hier auch der Schwerpunkt auf den technischen Details liegt.
Emotionslos fand ich den Protagonisten nicht, ich hab ihn sogar phasenweise bewundert, weil er eine so optimistische, hoffnungsvolle Einstellung hat. Bei ihm scheint mir das Glas nicht nur halbvoll, sondern immer ein bisschen mehr als nur halbvoll zu sein. Fand ich bewunderswert und gut dargestellt.
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