Eine Reise in die Vergangenheit
Tsukuru Tazaki ist Mitte 30, und hat bis auf sein Interesse für Bahnhöfe und Franz Listzs „Le Mal du Pais“ keine besonderen Leidenschaften oder Charaktereigenschaften aufzuweisen. Es mangelt ihm an Selbstbewusstsein, er fühlt sich farblos und langweilig. Eines Tages lernt er die schöne Sara kennen, welche den Grund für seine Unzufriedenheit erkennt: Tsukuru wurde während des Studiums von seinen besten Freunden verstoßen – es schien einen Vorfall gegeben zu haben, über den er bis heute nichts weiß. Damit seine Beziehung zu Sara eine Chance hat, macht er sich auf, seine alten Freunde zu suchen um die Wahrheit über das herauszufinden, was damals geschah.
Die Pilgerjahre des Farblosen Herrn Tazaki erzählt von der Einsamkeit, von Freundschaft und Verlust – davon, wie schnell und lautlos einem das Liebste auf der Welt entgleiten kann. Dies geschieht allerdings ohne Kitsch und übertriebene Emotionen, sondern auf eine sehr stille Art. Die Poesie Murakamis liegt nicht in der Opulenz und im Bombast, sondern in der Klarheit seiner Sprache.
Tsukuru Tazaki ist von schlichtem Gemüt, wahrlich kein Held, aber das ist es, was ihn so sympathisch macht. Er verkörpert unsere Angst davor, nicht besonders, nicht gut genug zu sein, von anderen abgelehnt zu werden. In jedem von uns steckt ein wenig von Tsukuru.
Stille Wasser sind tief
Für mich ist dies ein großartiger Roman, keine Frage. Dennoch würde ich ihn nicht als monumentales Werk bezeichnen, wie es der Klappentext macht. Ein solches ist für mich Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt. Die Pilgerjahre des Farblosen Herrn Tazaki ist wie eine leise, unaufdringliche Melodie, die eine ganz andere Seite des herausragenden Autors zeigt.
Ich war früher ganz großer Murakami-Fan, aber seit After Dark kann ich mit seinen Werken leider nichts mehr so richtig anfangen. Hard-Boiled Wonderland, die Schafsromane und Naokos Lächeln sind seine besten… finde ich :)
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Hard-boiled Wonderland ist auch für mich sein Meisterstück! Bei Autoren, die einmal etwas so großartiges geschaffen haben, finde ich es aber auch schwierig, sie nicht immer mit sich selbst zu vergleichen. Ich glaube die Guten haben da einfach ein sehr hartes Los ;)
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:) stimmt!
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Finde auch, dass es bessere Murakamis gibt. Vielleicht will er mal was anderes ausprobieren? 😁
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Darf er gerne machen. Wer weiß, vielleicht kehrt er irgendwann wieder zu seinen Wurzeln zurück – dann können wir uns alle freuen :)
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Jaaaa, hoffen wir mal, dass er das macht 👍😍
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[…] ein weitgehend realistisches Werk – andere Welten sucht man hier vergeblich. Wir haben es hier schon […]
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[…] und beweist erneut, dass er ein Meister des Geschichtenerzählens ist. Ich bin froh, dass er nach Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki wieder zu seinem Surrealismus zurückgekehrt ist, denn gerade das macht seine Bücher so […]
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