Stephen King veröffentlichte als Jugendlicher seine ersten Kurzgeschichten in Magazinen, sein Debütroman Carrie (1973) folgte Mitte Zwanzig. Heute zählt er zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. Wie er dorthin gelangte und wie er seine Bestseller verfasst, erklärt er in seinem Buch Das Leben und das Schreiben.
In einem ersten Teil erfahren wir eine Menge über Stephen den Jungen, Stephen den Ehemann und Stephen den aufstrebenden Schriftsteller. Er klappert die wichtigsten Stationen seines Lebens ab und berichtet auf lockere und wirklich amüsante Weise von seiner Kindheit, Jugend und seinen ersten Schreibversuchen, später auch von seiner Alkoholsucht und seinem Unfall, der ihn fast das Leben kostete.
Im Anschluss folgen die praktischen und sehr hilfreichen Tipps für alle angehenden Autoren: King erläutert, wie man lebensnahe Dialoge schreibt, welche Wortgruppen man besser meiden sollte, wie man seine Leser fesselt und wie er selbst einen Plot entwickelt. Das alles bleibt im gleichen humorvollen Stil, der schon fast den Plauderton eines guten Freundes suggeriert. Seine eigenen Texte dienen hier als praktische Beispiele, an denen King seine Ratschläge vorführt.
Geschichten sind keine Souvenir-T-Shirts oder Gameboys. Geschichten sind Überbleibsel, Teile einer noch unentdeckten, seit jeher bestehenden Welt. Die Aufgabe eines Schriftstellers ist es, jede Geschichte mit den Instrumenten seines Werkzeugkastens so unbeschädigt wie möglich aus dem Boden zu holen.
Am Ende des Buches folgt etwas, das ich mir eigentlich von allen Autoren, die ich schätze, sehr wünschen würde: eine Liste (beziehungsweise gleich zwei äußerst lange!) mit Büchern, die King nachhaltig beeindruckt und auch beeinflusst haben.
Das Leben und das Schreiben ist nicht nur etwas für absolute Stephen King-Fans. Hier lernt der Leser zwar viel über King als Mensch und als schriftstellerischen Handwerker, aber auch über die Werkzeuge des Schreibens. Nicht umsonst wird das Buch in allen möglichen Schreibratgebern sowie von anderen Autoren als Meilenstein genannt. Ich hätte mir lediglich noch mehr Tipps gewünscht, gerne auch mehr ausführliche praktische Beispiele wie die überarbeitete Szene am Ende. King jedoch beteuert, dass es gar nicht so einfach sei, sein Können und Wissen in Worte zu fassen und zu vermitteln – schade.
Ich habe das Buch 2014 gelesen und sehe das mit dem Ratgeber weniger kritisch. Vielmehr ist es, wie im Beitrag auch geschrieben, dass uns eine Art Freund im Plauderton mitteilt, wie er manche Dinge macht. Für eine reine Theorie ist ein Stephen King wohl eher nicht zu haben. Mir ging es nach der Lektüre zumindest so, dass ich mich gefühlt habe, als wäre ich nun bereit ein Buch zu schreiben und Stephen King hat mich dazu motiviert. Das verblasst zwar angesichts der horrenden Aufgabe, der man sich letztendlich stellen muss. Das er es jedoch schafft, dass man bereit ist über seinen Schatten zu springen, ist mehr als jedes theoretische Werk schaffen könnte.
Dein Beitrag ist gleich mal eine Erinnerung, in die schon angesprochene Lektüreliste zu schauen, die ich damals als sehr ansprechend und vor allem umfangreich empfand – abseits manch ausgetretender Pfade.
Liebe Grüße
Marc
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Lieber Marc,
da hast du allerdings auch wieder Recht! Es ist ein sehr eigenes Werk zum Thema schreiben, aber gerade das macht es ja auch so besonders! Ich habe auch das Gefühl, dass so viel mehr hängengeblieben ist von seinen Ratschlägen als nach der Lektüre herkömmlicher Schreibratgeber – und, wie du schon sagst, ist man definitiv angespornt, sich selbst hinzusetzen. :)
Lieben Gruß,
Nadine
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[…] Szene!). Ein tolles Buch, um den Menschen hinter dieser Erfolgsstory kennenzulernen, aber auch, um Inspiration und Hilfe für das eigene Schaffen zu […]
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