Kurz und knackig: Das Orakel vom Berge (Philip K. Dick)

Philip K. Dick Das Orakel vom Berge The Man in the High Castle Rezension

Philip K. Dick war einer der Großmeister der ScienceFiction, seine Kurzgeschichten und Romane dienten außerdem für zahlreiche Hollywood-Verfilmungen wie Blade Runner, Minority Report oder Paycheck als Vorlage. Auch in seinem kurzen Werk Das Orakel vom Berge hat er eine faszinierende Welt erschaffen:

In einer alternativen Realität haben die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen. Die USA wurden zwischen Deutschland und Japan aufgeteilt, Juden sind untergetaucht und leben unter falschen Namen und in Angst vor der Entdeckung inmitten der Gesellschaft. Rassismus und Ressentiments herrschen immer noch. Viele Menschen treffen wichtige Entscheidungen in ihrem Alltag mit Hilfe des chinesischen Orakels „I, Ging“ und lesen das größtenteils verbotene Buch „Schwer liegt die Heuschrecke“, dessen Autor angeblich völlig abgeschieden in einer Festung leben soll und in seinem fiktiven Werk eine Welt beschreibt, in der die Achse den Weltkrieg verloren hat. Hier begleitet der Leser Robert Childan, einen Antiquitätenhändler der besonderen Art, welcher alte amerikanische Gegenstände an wohlhabende Japaner verkauft, Frank Frink sowie seine Exfrau Juliana, den Japaner Mr. Tagomi und den schwedischen Industriellen Baynes.

„Juliana, it’s all darkness,“ Joe said. „Nothing is true or certain. Right?“

Insgesamt sind die einzelnen Handlungsstränge des Romans nur sehr lose miteinander verbunden. Alle drehen sich zwar um die Thematik Wirklichkeit und Täuschung, bilden aber leider kein rundes Ganzes. Für mich fehlt es an Kohärenz und zum Teil auch an der Notwendigkeit mancher Handlungsstränge und Protagonisten. Das dargestellte Szenario ist wirklich interessant, ich hatte aber massive Probleme mit dem „japanisierten“ Englisch aller Protagonisten, dessen Zweck ich zwar nachvollziehen kann, das sich aber als unglaublich sperrig erwiesen hat.

Ebenso wenig gefallen haben mir die Dialoge, die fast schon essayistisch geraten sind statt wirkliche Interaktion zwischen den Figuren zu fördern. Oftmals musste ich Sätze oder Abschnitte mehrmals lesen, was nicht an meinen schlechten Englischkenntnissen liegt, sondern an der Art, wie Dick sich hier ausdrückt. Auch bleiben einem beim Lesen die Protagonisten fremd, eine richtige Verbindung kann man zu ihnen nicht aufbauen. Vor allem nicht zu Juliana, dessen Motivationen und Handlungen ich in keinster Weise nachvollziehen konnte. Im Nachhinein frage ich mich, ob das eventuell die Absicht Dicks war, um noch einmal das Ende des Romans zu unterstreichen, finde darauf aber leider keine Antwort.

Da ich eigentlich gerne dystopische Romane lese und sonst von Klassikern des Genres wie 1984, Schöne neue Welt oder Der Report der Magd begeistert war, war meine Enttäuschung hier umso größer. Je mehr ich über den Roman nachdenke und vor allem auch nachlese, desto mehr verstehe ich zwar, muss aber leider dabei bleiben, dass ich ihn nicht besonders gut exekutiert finde. Die Ideen dahinter sind fantastisch, die Umsetzung konnte mich persönlich aber nicht überzeugen.

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