Der September war ein äußerst überschaubarer Lesemonat bei uns. Da Hausarbeiten und Prüfungen anstanden, kamen wir die ersten drei Wochen kaum zum Lesen – Fachliteratur ausgenommen. Und auch in der Woche auf Ameland waren wir mehr mit Fahrradfahren und Spaziergängen beschäftigt als mit unseren Büchern. So haben wir es zu zweit tatsächlich auf gerade einmal drei beendete Bücher geschafft.
Stephen King – Der Outsider
Zu Beginn scheint es sich um einen brutalen Kriminalfall zu handeln: die Leiche eines Jungen wird gefunden und alle Beweise führen zu Terry Maitland, der im ganzen Ort beliebt ist. Doch bei den weiteren Ermittlungen stößt Detective Anderson auf immer mehr Ungereimtheiten. As die Wahrheit ans Licht kommt, hat niemand damit gerechnet. Stephen Kings neuer Roman Der Outsider liest sich unterhaltsam und hat einige Gruselmomente zu bieten. Leider zieht sich die Handlung gerade in der Mitte des Buches und auch die Auflösung ist alles andere als eine Überraschung.
David Mitchell – Number 9 Dream
Eiji Miyake ist neunzehn Jahre alt, als er von der ländlichen Insel Yakushima aus nach Tokyo reist, um dort seinen Vater zu suchen, an den er keinerlei Erinnerungen mehr hat. Während er versucht, mit der Anwältin seines Vaters Kontakt aufzunehmen, lernt er einen jungen Mann kennen, der ihn tief in die gefährlichen Yakuza-Kreise hineinzieht. (Tag)Traum und Realität verschmelzen ständig miteinander und lassen den Leser lange im Dunkeln tappen – was ist jetzt wirklich passiert und was nicht? Gerade am Anfang erinnert der Roman an eine Mischung aus Haruki Murakami, Thomas Pynchon und Italo Calvino. Nach den ersten 100 Seiten war ich überzeugt davon, noch nie ein so verrücktes Buch gelesen zu haben. Ein spannender und vielschichtiger Roman von David Mitchell, der sich so ganz anders liest als Der Wolkenatlas oder Die Knochenuhren.
Tom Wolfe – Fegefeuer der Eitelkeiten
Sherman McCoy ist ein erfolgreicher Wall-Street-Broker, der mit seiner Familie in einem Appartement in der Park Avenue lebt. Nach einer Unfallflucht findet er sich plötzlich vor Gericht wieder. Journalisten, Staatsanwälte und Priester sorgen dafür, dass der eigentlich kleine Fall großes Aufsehen erregt. Immer mehr Gerüchte werden in Umlauf gebracht und für die Wahrheit interessiert sich letztlich niemand mehr. Fegefeuer der Eitelkeiten ist der erste Roman des im Frühjahr verstorbenen Tom Wolfe. Die Figuren bestehen fast ausschließlich aus Egoisten, die versuchen, aus den Umständen für sich den größten Nutzen zu ziehen und den Prozess zu instrumentalisieren. Gekonnt beobachtet Wolfe das Geschehen und lässt den Leser seine eigenen Schlüsse ziehen. Mit viel Detailwissen entsteht so ein absolut gelungenes Sittenbild der 80er New Yorker-Jahre.