Ich aber glaube, dass gerade der Realismus für die Literatur lebensnotwendig ist. Er ist die absolute Grundvoraussetzung der Literatur – nicht der Malerei, nicht der Musik! –, die aus dem einzigen Grunde entstand, weil es immer wieder Menschen geben wird, besonders empfindliche, verrückte, egoistische Menschen, die auf eine sehr konkrete Weise für die andern über das Leben und also die Wirklichkeit nachdenken. Die herauszufinden versuchen, warum die Welt so ein verrotteter Misthaufen ist und zugleich das Schönste, Herrlichste, was wir uns vorstellen können.
Maxim Biller, „So viel Sinnlichkeit wie der Stadtplan von Kiel“.