Mit Das Herz der verlorenen Dinge kehrt Tad Williams nach Osten Ard und zurück. Der Fantasy-Roman liefert für Fans einige interessante Informationen, ist ansonsten aber nur wenig mehr als das Verbindungsstück zur neuen Reihe, die ab dem September veröffentlicht wird.
Nachdem der Sturmkönig Ineluki getötet wurde, fliehen die Nornen in ihre vermeintlich sichere Stadt im Norden, um sich hinter den Mauern von Nakkiga von den Verlusten zu erholen. Doch sie werden von Herzog Isgrimnur erbarmungslos verfolgt und Viyeki, einer der Heeresvormänner der Nornen, sucht nach einer Möglichkeit, sein Volk vor der Rache der Rimmersgarder zu bewahren. Dem Heer des Herzogs haben sich auch die einfachen Soldaten Porto und Endri angeschlossen, die nach und nach eine Freundschaft verbindet, während die Kämpfe um sie herum immer grausamer geführt werden.
Das Herz der verlorenen Dinge von Tad Williams schließt direkt an das Ende der längeren Reihe um das Land Osten Ard an. Der Roman ist das Bindeglied zwischen den bereits veröffentlichten Büchern und der neuen Reihe, die ab September erscheinen wird. Vom Umfang her fällt Das Herz der verlorenen Dinge aber deutlich kürzer aus als die vorigen Bände. Es befasst sich mit einem Zeitabschnitt, der nur wenige Wochen umfasst und bietet auch kaum Schauplatzwechsel. Was hier dafür aber anders ausfällt, ist die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die längst nicht mehr so festgeschrieben scheint, wie bisher. Nun erfährt der Leser aus verschiedenen Perspektiven den Verlauf der Dinge, sowohl aus der Sicht der Nornen, als auch aus der der Menschen.
Kriege enden nicht, dachte er plötzlich. Sie werden zu Geschichten, die man Kindern erzählt, zu Anliegen, denen sich diejenigen verschreiben, die zu Beginn des Krieges noch nicht mal geboren waren. Aber sie enden nicht.
Wir sind grimmige Wesen, wir Menschen. Wir opfern unser Leben, auch wenn es noch so kurz und kostbar ist, der Rache – nein, der gerechten Vergeltung. Kein Wunder, dass uns die Unsterblichen fürchten.
Spannend finde ich vor allem, dass es nun eben auch Abschnitte aus Sicht der Nornen gibt, die nicht mehr ausschließlich als mächtige, dunkle Wesen erscheinen, deren einziges Ziel es ist, die Menschheit zu vernichten. Hier erfahren wir nun mehr über ihre Geschichte, Gesellschaft, Kultur und Denkweisen. Alles ist von Traditionen und strengen hierarchischen Strukturen geprägt, die kaum durchbrochen werden können. So entpuppen sich die mysteriösen Geschöpfe als ein Volk, das mit allen Mitteln um ihre Familien und die Heimat kämpft. Ansonsten bietet die Handlung viele Kämpfe, denn obwohl der Krieg entschieden ist, stehen die letzten verbliebenen Nornen und die Rimmersgarder unter Isgrimnur sich unversöhnlich gegenüber. An Gespräche ist zunächst nicht zu denken, das Ziel der Rimmersgarder ist es, die Gefahr aus dem Norden für immer zu beenden. Dementsprechend brutal und grausam werden die Kämpfe geführt. In diesen finden sich die einfachen Soldaten Porto und Endri wieder, die eigentlich aus dem Süden stammen. Die beiden reagieren mit Unverständnis auf die sinnlose Rachsucht, welche die Rimmersgarder antreibt und jede friedliche Lösung unmöglich machen.
Wir gehen jetzt nur noch in die Sonne hinaus, um zu kämpfen, dachte Viyeki plötzlich – ein Gedanke den er nicht wieder loswurde. Wir nennen die Dunkelheit unsere Freundin, aber wenn uns die Alten Geschichten vom Garten erzählen, reden sie immer vom heiligen, immerwährenden Licht dort. Wie ist das Dunkel unser alleiniges Zuhause geworden?
Für Leser, die nicht mit den vorrangegangen Ereignissen vertraut sind, ist das Buch vermutlich eine Enttäuschung, da vieles unklar bleiben wird. Aber auch diejenigen, welche sich mit den Osten Ard-Romanen auskennen, sollten sich vorher klar machen, dass hier kaum alte Figuren auftauchen, mit Ausnahme des Herzogs. Die anderen Personen bleiben bis auf Porto eher blass. Hier wird dann doch deutlich, dass es sich „nur“ um einen Übergangsband handelt. Aber es schließt die alte Handlung ab und macht so den Weg frei für die neue Reihe.
Die Rückkehr nach Osten Ard bietet durchaus einige spannende Aspekte, wie etwa die Darstellung der Lebenswelt der Nornen. Ansonsten ist der Roman wohl vor allem dazu gedacht, mit den Ereignissen abzuschließen und so Platz für Neues zu machen. Er erscheint schon fast wie ein zu lang gehaltener Epilog. Die neuen Figuren werden kaum ausgearbeitet und auch die Ereignisse wiederholen sich letztlich immer wieder. Für Fans trotz dieser Mängel durchaus spannend, für Quereinsteiger aber nicht geeignet.
[…] über Tad Williams – Das Herz der verlorenen Dinge — letusreadsomebooks […]
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[…] Fans gewinnen und sich als Fantasy-Autor etablieren. Abgesehen von einem kürzeren Ausflug mit Das Herz der verlorenen Dinge kehrte er bis hierhin nicht in seine Welt von Osten Ard zurück. In der Zeit sind natürlich nicht […]
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