Candice Carty-Williams gewann mit ihrem Roman Queenie den British Book Award 2020 für das beste Buch des Jahres.
„Trust me, your daughter is all right. She’s a brave one.“
„Being brave isn’t the same as being okay.“
Queenie ist laut, Queenie ist launisch, Queenie ist einsam und fühlt sich oft missverstanden. Mit ihrem Freund Tom ist Schluss, weil seine Familie mehrfach rassistische Sprüche abließ und er nicht hinter ihr stand – trotzdem hätte sie ihn gerne zurück und schafft es nicht, ihre Beziehung hinter sich zu lassen.
Auch ihre eigen familiäre Situation ist schwierig: ihren Vater kennt sie nicht, und mit ihrer Mutter hat sie keinen Kontakt mehr. Nach und nach offenbaren sich traumatische Ereignisse aus Queenies Vergangenheit, während die verletzliche junge Frau versucht zu verhindern, dass ihr Leben völlig auseinanderbricht. Immer verlassen kann sie sich dabei auf ihre Freundinnen, ihre Großeltern, Tante und Cousine.
When had this happened? When had the space that I had known like the back of my hand, the only area I’d ever been to that I felt like I could be myself in, the place where so many people looked like me, talked like my family, when had it gone?
Fand ich Queenie anfangs noch bedingt sympathisch, da sie schon eine ziemliche Diva und Drama Queen sein kann, ist sie mir dennoch immer mehr ans Herz gewachsen. Queenie wurde gut die Hälfte ihres jungen Lebens lang von anderen (hauptsächlich Männern) schlecht behandelt und weiß deshalb nicht um ihren eigenen Wert. Immer wieder gerät sie an die falschen Menschen, versucht augenscheinlich, ihren Schmerz mit noch mehr Schmerz zu betäuben. Es tut weh, ihr hilflos dabei zusehen zu müssen, wie sie immer und immer wieder in ihr Unglück rennt.
Trotz all der Krassheit, all des brutalen Sex und der Misogynie und des Rassismus, ist das Buch unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Queenie ist eine tolle Persönlichkeit, die sich nur erst einmal selbst finden und lieben lernen muss.
Oft fällt bei Candice Carty-Williams Debütroman Queenie der Vergleich mit Bridget Jones – für mich hatte es vielmehr einen ähnlichen Vibe wie Dolly Aldertons Buch Alles, was ich weiß über die Liebe. Es geht um Selbstakzeptanz und Nicht-Zugehörigkeit, ums Verzeihen und Loslassen, um seelische Gesundheit und um Freundschaft. Queenie ist ein beeindruckend aktuelles Buch darüber, was es bedeutet, jung zu sein, Frau zu sein, Person of Color zu sein.