Der britische Fotograf Jimmy Nelson bereiste dank seines Vaters schon früh die Welt. Bereits mit sieben Jahren hatte er mehr Länder kennengelernt, als die meisten von uns in ihrem ganzen Leben. Schon bald wurde ihm klar, dass es das ist, was er am meisten liebt: Reisen, ungewöhnliche Orte entdecken und fremde Kulturen kennenlernen. Nachdem auf einer Asienreise sein erster Bildband entstand, entschloss er sich für Größeres: Er wollte die Kulturen der Welt, die langsam aber sicher durch Wohlstand, Technologie, Fortschritt und natürlich auch durch den Menschen selbst bedroht werden, für die Ewigkeit festhalten.In einer modernen Zeit, in der die Globalisierung die alten Bräuche und Traditionen verdrängt, wollte er derjenige sein, der ein Stück dazu beiträgt, diesem Kulturerbe ein Denkmal zu setzen.
So entstand schon früh seine Idee für den Bildband Before they pass away, die aber lange auf Eis liegen musste, da die Kosten einfach enorm waren. Irgendwann fand er glücklicherweise einen Sponsor und machte sich mit einer Assistentin und einem Kameramann, der die Reise filmisch dokumentieren sollte, auf in die weite Welt. 30 Monate lang bereisten sie alle Kontinente, die abgelegensten Orte, die man sich nur denken kann, und porträtierten die Ureinwohner und kleinen Völker.
Das Vertrauen dieser Menschen zu erlangen war für ihn nicht immer einfach. Viele waren anfangs skeptisch, einen weißen Europäer für einige Zeit bei sich wohnen und Fotos machen zu lassen. In der Mongolei zum Beispiel konnte Nelson nur das Eis brechen, in dem er versehentlich im Wodkarausch auf ein Zelt urinierte, was wiederum eine Rentierherde anlockte, die dieses niedertrampelte. Der Stamm der Tsaatan fand diese Situation glücklicherweise so lustig, dass Nelson sie nun doch fotografieren durfte.
Auch wenn Nelson sie alle in ihren traditionellen Kleidern, behangen mit opulentem Schmuck und aufwendig bemalt ablichtet, entspricht dies nicht immer unbedingt dem Alltag der Völker. Viele von ihnen tragen Sonnen- und Taucherbrillen, haben Handys und Maschinengewehre. Auch sie tragen Baseball Caps und Uhren, die Fotos jedoch sollen eher die traditionelle Seite der Stämme darstellen. So sind atemberaubende Fotografien entstanden, die uns zum Einen stolze Männer, Frauen und Kinder zeigen, zum Anderen vor allem die kulturelle Vielfalt dieser Welt, die leider – das dürfen wir nicht vergessen – vergänglich ist.
Man wird einfach nicht müde, sich diese Bilder anzusehen. Die Landschaften, die Menschen, die Kleidung und der Schmuck – alles ist wahnsinnig beeindruckend. Ich liebe es, den Band immer mal wieder durchzublättern und jedes Mal völlig baff zu sein von diesen majestätischen Porträts, den imposanten Szenarien und den außergewöhnlich schönen Fotografien.
Before they pass away von Jimmy Nelson erschien beim Verlag teNeues. Auf 423 Seiten finden sich unzählige Fotos. Zu jedem Volk bzw. Stamm sind Beschreibungen der Lebensweise und der Bräuche auf Deutsch, Englisch und Französisch zu finden.
Das Buch ist so toll! Leider hat mein Kater meine Ausgabe angenagt…
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