#Buchpassion – Edition Lieblingsautoren

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Das Thema der diesjährigen Buchpassion lautet Lieblingsautor. Buchpassion, von Janine (Kapri-ziös) ins Leben gerufen, fand letztes Jahr zum allerersten Mal statt.

#Buchpassion ist eine gemeinsame Onlineaktion von Autoren, Bloggern, Lesern und Unternehmen des Buchmarktes wie beispielsweise Verlage – jeder kann mitmachen und das auf unterschiedlichste Art und Weise! Ein großes Ziel von mir ist es, gerade auch Nicht- oder Wenigleser auf Bücher aufmerksam zu machen und von dem einen oder anderen Buch oder Autoren zu begeistern. Schließlich fetzt Lesen!


Gute Bücher lese ich als Bloggerin genug, auch sehr gute. Das liegt vor allen Dingen daran, dass ich nach jahrelangem intensiven Lesen ziemlich genau abschätzen kann, was mir gefällt und was nicht. Der ein oder andere Ausreißer ist mal dabei, na klar, aber im Großen und Ganzen lese ich selten schlechte Bücher. (Glück gehabt!) Wenn ich also gleich mehrere richtig gute Bücher eines Autors gelesen habe, kann ich ihn definitiv zu meinen Lieblingsschriftstellern zählen. Aber auch in dieser Kategorie gibt es für mich noch eine Königsklasse, die Autoren, die mich auf persönlicher Ebene mit ihren Büchern berühren, mich in sie hineinsaugen und nicht mehr gehen lassen wollen.

Und genau dazu zählen für mich Haruki Murakami und Carlos Ruiz Zafón. Sie haben Ähnlichkeiten – der Magische Realismus, das Übernatürliche, das Nichtganzerklärbare – , aber auch Unterschiede – die Sprachstile könnten kaum verschiedener sein, Murakamis versierte Reduziertheit gegen Zafóns metaphern- und adjektivbeladene lange Sätze. Was beide jedoch schaffen, auf unterschiedliche Art, aber gleichsam wirkungsvoll, ist, dass ich mich bei ihnen Zuhause fühle. Ich öffne eines ihrer Bücher, sei es Marina oder Wilde Schafsjagd, Der Gefangene des Himmels oder 1Q84, und ich komme an, komme heim, fühle mich wohl, geborgen und willkommen.

Es ist schwer zu beschreiben, wie das meistens so ist, wenn Emotionen im Spiel sind, aber ich würde es so ausdrücken: Murakami heißt mich mit seinem Setting willkommen, Zafóns Sprache hüllt mich ein, wie eine vorgewärmte Wolldecke. Beide sind nicht völlig unvorhersehbar, da ihre Romane, ihre Figuren und Handlungsstränge gewissen sich wiederholenden Mustern folgen. Wenn man drei ihrer Bücher gelesen hat, weiß man sehr gut, worauf man sich beim nächsten einlässt, aber nicht genau, was einen erwarten wird. Es ist ähnlich, aber nichts wird wiedergekäut. Sie haben ihren eigenen, unverkennbaren Stil gefunden, für manche mag das öde und eintönig sein, aber wenn das Konzept funktioniert, warum sollte man es nicht wiederverwenden? Es ist ja auch nicht so, dass das die Geschichten durch wiederkehrende Motive oder Charaktere unkreativ würden. Vielmehr kehrt der Leser heim, bei Murakami zu dem Durchnschnittstypen von Nebenan, zu vermissten Katzen, regnenden Fischen und Frauen mit schönen Ohren, bei Zafón in das stimmungsvolle und mysteriöse Barcelona, in nebelige Straßen und zu gefährlichen Fremden mit tragischer Vergangenheit.

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Der erste Roman, den ich von Zafón las, war sein Meisterstück Der Schatten des Windes. Ich war 16 oder 17 oder 18, ich weiß es nicht so genau, und ich war mit der Welt der Belletristik noch nicht allzu sehr vertraut. Bis dato hatte ich viele Thriller gelesen sowie Jugendbücher, Bücher von Tommy Jaud und Oliver Uschmann, Harry Potter und französische Lyrik (Baudelaire!). Der Schatten des Windes war also ein völlig neues Leseerlebnis für mich, es hat mich umgehauen, es hat mein Leseverhalten grundlegend auf den Kopf gestellt und mir gezeigt, wie wundervoll tänzelnd und verzaubernd die Sprache eines Romans sein kann. Von da an las ich alles, was Zafón noch herausbrachte und wurde kein einziges Mal enttäuscht. Vor rund zehn Jahren begann eine Liebe, die bis heute noch brennt – und solange Zafón weiterhin Bücher in dieser Qualität schreibt, wird sie auch erst einmal nicht vergehen.

Murakami begegnete mir einige Jahre später, während des Studiums. Ich hatte bisher nicht wirklich etwas von seiner Existenz mitbekommen, als Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki erschien. Lustigerweise ist es eines der Bücher Murakamis, die von den Lesern nicht so gut aufgefasst wurden. Ich kannte noch nichts anderes von ihm, hatte keinen Vergleich, zum Glück, denn so gefiel mir das Buch wahnsinnig gut und ich hatte große Lust, mehr von diesem interessanten Autoren und der fremden japanischen Kultur zu lesen. Mein zweites Werk war direkt das krasse Gegenteil, Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt. Fand ich meinen ersten Murakami noch schön und mysteriös, war ich jetzt einfach nur weggeblasen. Ich hatte gefunden, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte – ohne davon zu wissen. Es fühlte sich an wie eine Offenbarung. Der Übergang zwischen den Welten, das Surrealistische, was sich nahtlos in die existierende Realität fügt, ohne anzuecken, ohne ein Fremdkörper zu sein – so etwas war mir noch nicht in der Literatur begegnet, zumindest nicht in diesem Ausmaß und mit diesem eigensinnigen Zauber. Ich habe mittlerweile viel von Murakami gelesen, aber noch einige Bücher übrig, und ich habe auch ein bisschen Angst, irgendwann am Ende angelangt zu sein und zu hören: es wird nie wieder einen neuen Roman von ihm geben. Denn das würde bedeuten, dass ich nie wieder mit dem Öffnen eines Buches zu träumen beginnen würde.

Romane und Erzählungen von Carlos Ruiz Zafón:

  • Der Schatten des Windes
  • Das Spiel des Engels
  • Der Gefangene des Himmels
  • Das Labyrinth der Lichter
  • Marina
  • Der Fürst des Nebels
  • Der Dunkle Wächter
  • Der Mitternachtspalast
  • Der Fürst des Parnass

Bücher von Haruki Murakami:

  • Von Beruf Schrifsteller
  • Naokos Lächeln
  • 1Q84
  • Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt
  • Wenn der Wind singt/Pinball 1973
  • Wilde Schafsjagd
  • Tanz mit dem Schafsmann
  • Kafka am Strand
  • Südlich der Grenze, Westlich der Sonne
  • Sputnik Sweetheart
  • Mister Aufziehvogel
  • Afterdark
  • Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
  • Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
  • Der Elefant verschwindet
  • Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah
  • Nach dem Beben
  • Schlaf
  • Birthday Girl
  • Von Männern, die keine Frauen haben
  • Blinde Weide, schlafende Frau
  • Frosch rettet Tokyo
  • Die Bäckereiüberfälle
  • Die unheimliche Bibliothek

15 comments

Add Yours
  1. Janna | KeJas-BlogBuch

    Murakami habe ich bislang noch nicht gelesen, aber du steckt einen ja regelrecht an mit der Buchliebe! ich werde auf jeden fall nach dem ein oder anderem Titel von ihm stöbern!

    Haaach Zafón – mich konnte er mit „Der dunkle Wächter“ bezaubern und er hat in meinem Beitrag auch einen kleinen Platz gefunden! Aber noch mehr, weil mein freund so sehr von ihm schwärmt und mich dann einfach mit seiner Begeisterung mitriss!

    Ein wirklich schöner Beitrag!

    Liebe Grüße
    Janna

    Gefällt 1 Person

    • letusreadsomebooks

      Vielen Dank! :)

      Ja, bitte bitte! Ich glaube Murakami ist ganz doll Geschmackssache, entweder man liebt ihn oder man kann gar nichts mit ihm anfangen. Dazwischen existiert wahrscheinlich nicht viel. Aber wenn du das Verrückte, Surreale magst, solltest du keine Probleme haben :D

      Der dunkle Wächter!!! Das zählt definitiv zu meiner Top 3 von ihm! Besonders der Brief am Ende, die letzten Zeilen, sind so wunderschön! <3

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      • Janna | KeJas-BlogBuch

        Verrückt & surreal liebe ich, sollte dann wohl mal echt eines seiner Bücher lesen!

        Oh ja, der Brief war das Eindringlichste an dem gesamten Buch und ich werde mir die anderen Geschichten definitiv auch noch zu Gemüte führen – dank dem Freund stehen ja einige Titel bereits im regal!

        Gefällt 1 Person

  2. -Leselust Bücherblog-

    Ein schöner Beitrag,
    Von Zafon wollte ich auch schon immer mal etwas lesen, da mir seine Geschichten schon so oft empfohlen wurden. Irgendwie bin ich aber immer noch nicht dazu gekommen. Dein Beitrag motiviert mich nun noch mehr, dass jetzt wirklich mal zu ändern.
    Von Murakami habe ich mal ein Buch angefangen (Wilde Schafsjagd), aber es hat mir leider absolut nicht gefallen. Ich mochte es sogar so wenig, dass ich es abgebrochen habe, was ich sonst eigentlich so gut wie nie tue. Ich kam einfach nicht mit dem Schreibstil und den skurrilen Einfällen klar. Das ist irgendwie nichts für mich.
    Aber es ist doch spannend, wie unterschiedlich der Geschmack sein kann. ;)
    Liebe Grüße, Julia

    Gefällt 1 Person

  3. rosaemma39

    Ein sehr ansprechender Beitrag zur #buchpassion.

    Ich muss gestehen, dass ich von den beiden Autoren noch keinen Roman gelesen habe. Nach deinem tollen Artikel werde ich das jetzt aber nachholen. Ich denke, ich werde mal mit Murakamis Roman „Naokos Lächeln“ beginnen…

    Liebe Grüße

    Rosa

    Gefällt 1 Person

    • letusreadsomebooks

      Danke dir :)
      Das ist erstens bemerkenswert, da die beiden ja doch eher zu den populäreren Autoren gehören, aber zweitens sehr schön. Vielleicht kann dich ja einer von beiden begeistern. „Naokos Lächeln“ ist tatsächlich eines der wenigen Bücher von Murakami, die ich noch nicht gelesen habe, aber ich glaube, als Einstieg ziemlich gut. Oder „Mister Aufziehvogel“…

      Liebe Grüße und einen schönen freien Tag
      Nadine

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