Poeten 2.0 – Tyler Knott Gregson und Iain S. Thomas

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Seit einigen Jahren erfährt die Lyrik einen internationalen Boom – Instagram und Tumblr sei Dank.

War es früher eine noch brotlosere Kunst als das Romanschreiben, so eröffnen sich durch das Internet ganz neue Möglichkeiten für junge Poeten.
Erst mehren sich die Follower, dann werden plötzlich Verlage und Literaturagenten aufmerksam. Viele Web-Poeten veröffentlichten ihre Gedichte zuerst im Selbstverlag oder gar nur auf ihren Social Media-Kanälen und Blogs, bevor sie dann doch noch entdeckt wurden. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Amanda Lovelace, deren selbstpublizierter Gedichtband The princess saves herself in this one so viele Anhänger fand, dass sie den Goodreads Choice Award 2016 in der Kategorie Best Poetry gewann und ihr Buch nun bei Andrews McMeel Publishing erscheint (derselbe Verlag übrigens, der sich die großartige Rupi Kaur geschnappt hat).

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Zwei weitere dieser erfolgreichen Web-Poeten sind Tyler Knott Gregson und Iain S. Thomas. Tyler Knott Gregsons erster Lyrikband chasers of the light hat sich innerhalb eines Jahres immerhin rund 120.000 mal verkauft.

Sowohl Gregson als auch Thomas (I wrote this for you) schreiben in ihren Gedichten vorrangig über die Liebe und auch ein wenig über das Leben im Allgemeinen. Während Thomas‘ Buch eher schlicht daherkommt, mit schwarz weißen Fotografien, die die Texte ergänzen, sieht Gregsons Band eher aus wie ein Tumblr-Feed zum Anfassen: Fotos, Blackout Poetry und Schreibmaschinen-Optik geben den Gedichten ein völlig anderes Leseerlebnis.

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chasers of the light

Be gentle,
always delicate
with every soul
you met,
for every single morning
you wake up,
there is someone
wishing,
silently
and secretly,
that they had not.

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If I died tonight
I think I
would like to come back
as your morning
coffee.
Just as strong
and just
as necessary.

Oh what we
could be if we
stopped carrying
the remains
of who we were.

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I wrote this for you

There are a million ways to
bleed. But you are by far my
favourite.

Maybe it’s because you’re one of those people that believes that
sometimes, the most reckless thing you can do with your heart,
is not being reckless with it.

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Be soft. Do not let the world make you hard. Do not let the pain
make you hate. Do not let the bitterness steal your sweetness.
Take pride that even though the rest of the world may disagree,
you still believe it to be a beautiful place.

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Wer sich näher darüber informieren möchte, findet hier einen interessanten Artikel der New York Times über die sogenannten Instapoets.

5 Kommentare

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      • Sara

        Was mich noch interessieren würde, wenn du so einen Poetry-Band kaufst. Liest du denn auch am Stück oder Schaust du gelegentlich immer wieder ein paar Gedichte an?

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      • letusreadsomebooks

        Also ich geb mir große Mühe, immer nur ein paar Gedichte zu lesen da so ein Band ja viel weniger Lesezeit hat als ein Roman. Ich versuch langsam zu sein und zu genießen. Manchmal klappt das aber überhaupt nicht, Rupi Kaurs „milk and honey“ hab ich zum Beispiel innerhalb von 2 Stunden (oder weniger) durchgelesen weil ich immer dachte „Ach komm, nur noch EIN Gedicht!“ ;)

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