Amanda Lovelace – the princess saves herself in this one

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Wie die Prinzessin zur Königin wurde

Von der kleinen Prinzessin zum jugendlichen Burgfräulein zur erwachsenen, starken Königin – das ist Amanda Lovelaces Geschichte, welche sie in ihrer Gedichtsammlung the princess saves herself in this one erzählt. Das Buch ist in vier Kapitel geteilt – „the princess, the damsel, the queen, you“ – die sich mit den verschiedenen Stationen in ihrem Leben beschäftigen. Das letzte Kapitel spricht nicht von Lovelaces Erfahrungen, sondern richtet sich an die Leser.

ah, life –
the thing
that happens
to us
while we’re off
somewhere else
blowing on
dandelions
& wishing
ourselves into
the pages of
our favorite
fairy tales.

Die junge Dichterin (sie macht gerade erst ihren Bachelor) hat schon viel durchgemacht in ihrem Leben: sie wurde von ihrer Mutter vernachlässigt und verbal missbraucht, ihre Mutter und Schwester starben als sie ein Teenager war, sie sammelte schlechte Erfahrungen in der Liebe und bekam eine Essstörung. Themen für traurige, schmerzerfüllte und wütende Gedichte hat sie eindeutig genug. Der Stil ist ähnlich modern wie bei Rupi Kaur; es sind freie Verse, alles ist kleingeschrieben und Satzzeichen existieren nur wenige. Einige Gedichte sind mehr Prosa in Versform, andere spielen mit visuellen Formen und der Anordnung der Worte.

there came
a time
when
poetry
showed me
how to
bleed
without
the demand
of blood.

Ich muss gestehen, dass ich vor allem die Gedichte, welche Lovelaces negative Erfahrungen porträtieren, mochte. Der Schmerz, den sie als Mädchen gespürt haben muss, trieft aus jeder einzelnen Zeile. Es versetzt dem Herzen einen Stich zu lesen, dass ein Mädchen als fett bezeichnet und auf Radikaldiät gesetzt wird, um am Ende nur noch Haut und Knochen zu sein. Ebenso faszinierend fand ich die Beziehung von Lovelace und ihrer Mutter. Es wird deutlich, dass sie von ihrer Mutter nie so richtig geliebt wurde und diese Mitschuld an ihrer Essstörung trägt, dennoch trauert sie sehr, als sie ihre Mutter verliert.

She
once
made a
promise
to
save
me

when
all
along

we
should have
been
saving
her
from
herself.

Die Gedichte über ihre unglückliche Liebe sind mir seltsamerweise nicht so nahe gegangen. Mir persönlich hat dort ein wenig Stärke und Eindringlichkeit gefehlt. Berührender waren dann schon wieder solche, die von ihrer glücklichen Beziehung handeln. Auch das finale Kapitel „you“ konnte mich nicht völlig überzeugen. Es sind hoffnungsvolle Gedichte, die ich auf Grund der Ähnlichkeit zu Kaurs Lyrik und Struktur (milk and honey endet ebenfalls mit einem positiven, selbstliebenden Kapitel) leider mit deren Gedichten vergleichen muss, und da fallen sie dann doch ein bisschen ab.

I’m
pretty sure
you have
s t a r d u s t
running
through
those
v e i n s.

Coming-of-Age-Lyrik

Amanda Lovelaces Gedichtband the princess saves herself in this one ist bisher nur im Selbstverlag erhältlich – schade eigentlich, denn sie hat definitiv starke und emotionale Lyrik verfasst. Nicht alle Kapitel konnten mich gleichermaßen begeistern, aber ich finde, es ist eine durchaus gelungene Sammlung geworden. Durch das Prinzessin-Königin-Thema, welches sich durch das ganze Buch zieht, hebt es sich von der Masse der modernen Lyrik ab.

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